Kurzkritik: Klassik um Elf

Die Hauptperson bei der zweiten "Klassik um elf"-Veranstaltung in dieser Spielzeit ließ sich leicht ausmachen. Während der Flügel zugedeckt in der Ecke der Promotionsaula stand und dem Cembalo bestenfalls ein Ehrenplatz vor dem Orchester zugedacht war, thronte die Harfe majestätisch auf einem Podest.

Und dann Regina Israel! Unter ihren Händen entwickelte Georg Friedrich Händels bekanntes Harfenkonzert vor 160 Besuchern eine grazile Eleganz, eine berückende Galanterie. Die mit Flöten verstärkten Streicher der Trierer Philharmoniker zauberten dazu einen weichen, femininen Klangglanz. Idyllischer kann ein Sonntagvormittag kaum mehr sein. Im Übrigen besannen sich die Philharmoniker und Dirigent Joongbae Jee auf ihre Fähigkeit zum energisch-klangvollen Bogenstrich. Ob Matthew Lockes Theatermusik, die Sinfonien von William Boyce und Thomas Augustine Arne oder auch Henry Purcells gehaltvolle Chaconne - immer wieder dominierten die kräftigen Klangfarben, die deutlichen Rhythmen. Dass eine "historisch informierte" Praxis anders aussieht, versteht sich. Aber was spricht schon gegen eine Interpretation, die so entschieden auf beiden Beinen steht! Martin Möller

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