Kurzkritik: Orgelkonzert im Trierer Dom

Es ist schon ungewöhnlich, wenn in einem Programm viermal der Name des Gastorganisten auftaucht. Doch das Konzert von Markus Willinger bei den Internationalen Orgeltagen im Trie rer Dom entwickelte sich vor 150 Zuhörern nicht zur Hymne auf die Kunst des "Hier-und-jetzt", sondern zeigte, wie sich Improvisation und Literaturspiel wechselseitig durchdringen können, wie eins vom anderen profitiert.

So klingt nach der einleitenden Improvisation über "Was Gott tut, das ist wohlgetan" in Dietrich Buxtehudes fis-Moll-Präludium (Werkverzeichnis 146) die Freiheit spontaner Erfindung mit - nicht markig-virtuos, sondern lyrisch-beweglich. Und nach der Improvisation über "Wer nur den lieben Gott lässt walten" nimmt Willinger in Bachs früher E-Dur-Toccata (BWV 566) das erste, ziemlich akademische Fugenthema beschwingt und improvisierend verspielt. Auch in der für sich genommen konventionellen Harmonik korrespondieren die Improvisationen (außerdem "Gott, Vater, sei gepriesen" und "Nun danket alle Gott") mit den drei Kompositionen (neben Buxtehude und Bach noch Georg Muffat mit der Toccata undecima aus dem "Apparatus musico - organisticus”). So verband sich durchdachte Improvisation glücklich mit einem Literaturspiel voller Beweglichkeit und Spontaneität. Martin Möller

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