Kurzkritik San Francisco Symphony in der Philharmonie

Meinung Nichts bleibt vom Glück Am Ende schweigt die Musik. Langsam senkt sich der Taktstock.

Stille breitet sich aus, jene Sprachlosigkeit eben, wie sie sich angesichts der Unfassbarkeit des Todes einstellt. Am Ende seiner 9. Sinfonie lässt Gustav Mahler seine Zuhörer ohne Trost zurück, allein mit ihrer Erschütterung. Mahlers letzte Sinfonie ist ein Stück von der Vergänglichkeit all dessen, was uns lieb ist. Mit der San Francisco Symphony war Michael Tilson Thomas nach Luxemburg gekommen, um im 100. Todesjahr des Komponisten dieses ergreifende wie erschreckende Werk zu spielen. Tilson Thomas, der amerikanische Kultdirigent gilt als Mahler-Spezialist. Der Luxemburger Abend war nicht sein bester. Das Orchester, das derzeit durch Europa tourt, wirkte müde, die Musiker zum Teil unbeteiligt. Den Geigen fehlte es weithin an Brillanz, die Blechbläser waren zeitweise zu laut und übertönten die Geigen. Gerade der erste Satz geriet schwer und sogar schwerfällig. In ihrem Element waren die Musiker dagegen beim berühmten verzerrten Ländler, da kam Spielfreude auf, vielleicht ein wenig zu viel, um die Musik "täppisch" wirken zu lassen, wie Mahler angeordnet hatte. Zu großer Form lief das Orchester erst im ergreifenden Adagio auf. Weit spannte Tilson Thomas die Musikbögen, schaffte das Spagat zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Forte und Piano. Wunderschön und schwerelos die Streicher - als klängen sie herüber aus einer anderen Welt. Eva-Maria Reuther

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