Kurzkritik: United Instruments of Lucilin

Luxemburg · Wenn noch mehr gekommen wären, hätte man Stehplätze einrichten müssen. Knapp 100 Besucher drängten sich auf den lückenlos besetzten Sitzreihen im Experimentalstudio der Luxemburger Philharmonie.

Sie erlebten einfallsreiche Gegenwartsmusik mit den exzellenten United Instruments of Lucilin. Gut eine Stunde Experimente mit Klängen und Klangstrukturen, Stimmenreibungen und Intervall-Auffächerungen, mit subtilen Bezugnahmen auf Außermusikalisches - auch in diesem Konzert appellierten die insgesamt 15-köpfigen United Instruments of Lucilin unter dem Dirigat von David Reiland an die Fähigkeit der Besucher zum hörenden Entdecken. Georges Aperghis expressionistisch orientiertes "Bloody Luna" mit seinen fahlen Klangfarben, "Infra la neve" des Luxemburgers Marcel Reuter mit der Grundidee vom verschneiten Weg und dem tastend suchenden Duktus, die intime Klanglichkeit in "Psy" von Peter Eötvös - immer wieder fesseln die Innovationskraft der Musik und die Kompetenz der Ausführenden. Mit dem Cellisten Arne Deforce trat zudem ein glänzender Solist in Erscheinung. Besonders eindrucksvoll die letzten Stücke des Konzerts. Peter Eötvös setzt in "Korrespondenz" für Streichquartett den Tonfall eines Briefwechsels ins Instrumentale um und realisiert damit auf neuer Ebene die schon von Goethe gerühmte Gesprächsnähe des Streichquartetts. Und "Epicycle" von Yannis Xenakis entwickelt aus kreiselnden Motiven eine enorme Spannung zwischen deutlicher Strukturierung und scheinbarem Chaos. Das Publikum lauschte von Beginn an gebannt und blieb nach dem Konzert noch zu zahlreichen Einzelgesprächen. Martin Möller

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