Kurzkritik

Knapp eine halbe Stunde vor Beginn von "Klassik um Elf" herrscht in der Trierer Promotionsaula bereits ein Andrang wie einst beim Schlussverkauf. Und weil die Empore aus unerfindlichen Gründen nicht geöffnet wird, drängen sich alle ins Parterre.

Das trübt die Stimmung nur bedingt. Unter Victor Puhls engagiertem Dirigat entfaltet Händels "Messias"-Sinfonia repräsentativen Glanz, und in Haydns Sinfonie Nr. 49 feilen die Interpreten die "Klangrede" der Komposition bis ins Detail aus. Beispielhaft das Menuett: ein gelungener Spagat zwischen höfischer Eleganz und persönlicher Schwermut. Aber der Höhepunkt kommt noch. So schlank, so leicht, so beweglich, so ausdrucksreich und dabei theologisch durchdacht nähert sich die Interpretation von Pergolesis "Stabat Mater" einem Ideal. Die sorgfältige, technisch perfekte Linienführung von Sopranistin Evelyn Czesla, Kristina Staneks klangvoller, noch entwicklungsfähiger Mezzo - sie beschwören stilsicher Leiden, Trauer, Hoffnung und Erlösungsgewissheit. In dieser Passionsmusik klingt die Osterfreude schon mit. Und trotz eines verwackelten Einstiegs finden auch Victor Puhl und seine Philharmoniker zu einem schlanken, von sinfonischen Verdickungen freien Pergolesi-Stil. Der Jubel ist groß in der Promotionsaula. Interesse beflügelt. Martin Möller

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