KURZKRITIK

Radiohead, Lanxess-Arena Köln: Ein Rockkonzert einer Band, die seit weit über 20 Jahren im Geschäft ist, in einer vollen Metropolen-Arena. Das läuft fast immer so ab: Die Band spielt zwei Stunden, gerne allabendlich den gleichen Zettel, sie streut geschickt die Hits ein, schreit sinnfrei den Namen der Stadt, das Publikum klatscht tapfer und grölt und singt und tanzt und wird so souverän und schnell bedient wie nach der Show am McDrive.

Eine Galaxie weiter: Radio head teilt sich mit dem Mainstream-Phänomen nur die Hallengröße und die Luxus-Lichtshow (mit 18 beweglichen LED-Quadraten). Hier gibt\'s keine Refrains zum Mitsingen, keine auswendig gelernten Ansagen, keinen Mitmach-Terror. Und auch die - wenigen - Hits wie "Creep" oder "Karma Police" spielt Radiohead in fast zweieinhalb Stunden in Köln nicht. Das ist keine Verweigerung, das ist Freiheit. "Karma Police" gibt\'s zum Beispiel einen Abend später in Straßburg zu hören. Das Programm ist dort zu einem guten Drittel anders - wie immer bei den Engländern: Jedes Konzert ist einmalig. Und das in Köln ist grandios: Mit Rock und Pop hat das nur noch am Rande zu tun, die zerhackten Beats, von bis zu vier Percussionisten auf die Bühne gebracht, die Klangkaskaden, dazwischen die oft klagende, manchmal verfremdete Stimme von Thom Yorke. Als letzte Zugabe gibt\'s "Idiotheque" für die 11 000 Zuschauer. Der Kopf tanzt noch Tage später. Andreas Feichtner

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