Lady Di, Louis Malle und eine Geduldsprobe

Erstaunlich, dass es so lange gedauert hat. Schließlich war sie doch die "Prinzessin der Herzen", deren Tod bei einem Autounfall am 31. August 1997 in Paris ein ganzes Land in Schockstarre versetzt hat.

20 Jahre später plant die britische Rundfunkgesellschaft BBC nun einen Film über die Woche nach dem Tod von Prinzessin Diana. In "Diana & I" wird in vier fiktiven Geschichten - aus der Perspektive einer Mutter, eines Sohnes, einer Ehefrau und eines Freundes - erzählt, wie die Bevölkerung auf den Tod reagiert hat. Wer mag wohl der Freund sein? Queen Elizabeth dagegen kann sich beruhigt zurücklehnen; sie spielt in diesem Film wohl keine Rolle - nachdem die Rolle, die sie vor 20 Jahren im wahren Leben gespielt hatte, nicht gut bei all ihren Untertanen angekommen ist. Dass sie so herzlos auf den Tod der Königin der Herzen reagiert hatte, wurde ihr schwer übelgenommen. Aber so ist sie nun mal, die unkaputtbare Teflon-Queen: In ihrem Beruf ist das "Stiff upper lip" (etwa: Trag's mit Fassung!) eine der wichtigsten Voraussetzungen, um diesen Job einigermaßen hinzukriegen.Von der Herzenskühle zu etwas richtig Schweißtreibendem: dem Radsport. Robert Capa, Louis Malle, Andreas Gursky und Kraftwerk - die Tour de France hat seit jeher Fotografen, Künstler und Filmemacher fasziniert. Passend zum Start der Tour mit dem Grand Départ in Düsseldorf am 1. Juli ist von heute an bis 30. Juli im NRW-Forum die Ausstellung "Mythos Tour de France" zu sehen. Mehr als 120 Arbeiten von 20 teils weltberühmten Künstlern werden präsentiert. Fahrerporträts, die Triumph und Schmerz spiegeln. Ob eine Abteilung der Schau auch dem Doping gewidmet ist, verraten die Ausstellungsmacher leider nicht. Nicht weit vom NRW-Forum liegt das Kunstmuseum Morsbroich in Leverkusen. Dem geht es derzeit gar nicht gut; es ist sogar vom Exitus bedroht. Das Haus soll schließen, haben Wirtschaftsprüfer vorgeschlagen. Natürlich lassen sich die Museumsmacher von den graubeanzugten Zahlenfetischisten, deren Meinung nach "der elitäre Spaß zu viel Geld" koste, nicht ins Bocks-horn jagen. Im Gegenteil, die Androhung setzt ungewöhnliches Potenzial frei: Sie bieten eine Ausstellung, in der der Besucher spielen, singen und sogar schlafen kann. Er kann etwa zum Aktzeichnen gehen oder zerschlagenes Porzellan zusammensetzen, das die Museumsleute tagelang zerdeppert haben. In einem anderen Raum beginnt eine Museumsdienerin zu singen, sobald man ihn betritt. Wer müde ist, kann sich schlafen legen - in duftendem Heu. Die Wirtschaftsprüfer wird das alles nicht überzeugen. Sie haben herausgefunden, dass viele Leute in das Museum kommen, ohne zu bezahlen - etwa Schüler, die sonst nie die Gelegenheit hätten, Kunst zu erleben, weil ihre Eltern dafür kein Geld haben oder sich nicht dafür interessieren. Sie alle dürfen übrigens unbegrenzt oft noch einmal in die Ausstellung zurückkehren. Sehr unökonomisch. Und sehr menschlich. Also genau das Gegenteil von Wirtschaftsprüfern. no/dpa Unterm Strich - Die Kulturwoche

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