Lächeln, Licht und Lebenslust

Trier · Mit einer Schau erinnert die Junge Kunst derzeit an den Glaskünstler, Zeichner und Maler Jakob Schwarzkopf. Der bis 2001 in Trier lebende und mit zahlreichen Werken in der Region vertretene Künstler hat unzählige Kirchenfenster gestaltet und war international bekannt.

Trier. Auf seinen Hut verzichtete er nie. Der schwarze Filz mit der breiten Krempe war Jakob Schwarzkopfs Markenzeichen. Selbst bei seinem letzten Gespräch mit dem TV, als er längst hinfällig war und ihn ein amputierter Fuß fast bewegungsunfähig machte, war für ihn klar: ein Zeitungsfoto? Nicht ohne seinen Hut.
Bis zum letzten Atemzug


Jakob Schwarzkopf, der im Juli 2001 in Trier starb, war originell, so wie es nicht viele von sich sagen können. Zu solcher Originalität gehörte auch seine unbändige Lust am Leben, die nicht zuletzt in seiner bedingungslosen Hingabe an die Kunst ihren Ausdruck fand. Das Leben auskosten, bis zum letzten Atemzug, das war`s. Was hatte er noch alles vor, damals, 2001, kurz vor seinem 75. Geburtstag, schon unübersehbar vom Tod gezeichnet. Noch einmal, des wechselnden Lichts wegen, wollte er die Mosel hinauffahren, seine Fenster im oberitalienischen Kloster wiedersehen, und die Glaskuppel im Museum in Bangkok fertig stellen. Das war der Glaskünstler, Maler und Graphiker nämlich auch: ein besessener Arbeiter. Bekannt war er auch für seine Großzügigkeit, seinen Humor und jenes leise Lächeln, mit dem er auf die Welt und seine Gesprächspartner blickte.
Lächeln, Licht und Lebenslust hat Jakob Schwarzkopf in den Farben seiner Glaswände und Gemälde eingefangen. Freier Geist und Überschwang des Gefühls offenbaren sich in den schwungvollen Linien und im gekonnten Strich seiner Zeichnungen. Überhaupt ist Jakob Schwarzkopfs Werk ein durch und durch sinnliches, in dem gleichermaßen weltliche wie religiöse Inhalte zur Freude für alle Sinne werden. Jakob Schwarzkopf hat die Region entscheidend geprägt und weit über sie hinaus gewirkt. Unzählige Kirchenfenster hat der 1926 in Koblenz geborene Schüler der Trierer Werkkunstschule gestaltet. International war Schwarzkopf unterwegs, lang sind seine Ausstellungsbiografie und die Liste seiner Ehrungen.
Bei all dem Ruhm blieb er bescheiden. "Muss man das denn alles schreiben", gab er jedes Mal zu bedenken, wenn es um seine Verdienste ging.
Im vorigen Jahr wäre der Träger des Ehrenpreises der Stadt Trier 85 Jahre alt geworden. Leider hat keines der örtlichen Museen zum Jubiläum an ihn erinnert.
Wenig bekannte Werke gezeigt


Das tut jetzt die Junge Kunst, zu dessen Gründungsmitgliedern Jakob Schwarzkopf gehört. Was nicht verwundert, war doch der Künstler lebenslang auf Neues aus. Die kleine Gedenkschau ist weder vollständig, noch exemplarisch. Dafür zeugt sie anrührend von der liebevollen Verbundenheit mit dem Künstler. Verdienstvoll verweist sie auf Schwarzkopfs letztes, nach seinem Tod vollendetes Werk, die gigantische Glaskuppel in Bangkok. Zudem zeigt sie wenig Geläufiges. Wer kennt schon Schwarzkopfs Kirchenfenster in Delmenhorst oder seine frühen Werke, die deutlich den Einfluss der französischen Moderne erkennen lassen. Die Schau ist ein verdientes Gedenken. Schade, dass es das einzige zum Jubiläum ist.
Zu sehen ist die Schau noch bis zum 12. Janaur (Finissage am Samstag, 12. Januar, 19.30 Uhr). Öffnungszeiten: Samstag und Sonntag, 14 bis 17 Uhr, sowie nach telefonischer Vereinbarung, Telefon 0651 9763840. Weitere Infos im Internet unter
www.junge-kunst-trier.de

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