Lebendiger Auftakt

Mit einem Stabwechsel in der Führung und einem fulminant lebendigen Konzert startet die Trierer Kammermusikalische Vereinigung in die neue Spielzeit.

Trier. Nach dem Eröffnungskonzert der neuen Spielzeit im Kurfürstlichen Palais möchte man sagen: Die einmal totgesagte Kammermusikalische Vereinigung lebt - und wie!

Der dritte Satz der Sonate für Klarinette und Klavier von Francis Poulenc ist überschrieben mit "Très animé", also mit sehr lebhaft, sehr lebendig und wurde gleichsam, wie der gesamte Abend, ein Sinnbild für den Verein. Bevor aber der, und anders kann man den Abend nicht bezeichnen, musikalische Hochgenuss begann, gab es, wenn auch normalerweise hier überhaupt nicht üblich, einige wenige Ansprachen.

Hanspeter Hilgers verabschiedete sich als Vorsitzender des Vereins und stellte sein Nachfolgeduo Hartmut Köhler und Franz Josef Kleinbauer vor (der TV berichtete). Dass Hilgers einen langen und überaus herzlichen Applaus als Dank über sich ergehen lassen musste, versteht sich eigentlich von selbst. Auch eine Überraschung gab es noch. Der Trierer Rechtsanwalt Gilbert Haufs-Brusberg hat beim Ordnen des Nachlasses seines Vaters das Gästebuch der Kammermusikalischen Vereinigung gefunden. Ein wertvolles Dokument, welches er jetzt dem Ehrenvorsitzenden Hilgers zurück gab. Der Eintrag dort zeigte an, dass das erste Kammerkonzert vor 50 Jahren und 364 Tagen stattfand.

Für die Spielzeiteröffnung 2008/09, dessen programmatische Gestaltung noch ganz in der Verantwortung Hilgers lag, hatte man das Apollon-Trio aus Berlin verpflichtet. Was der Klarinettist Matthias Glander, der Bratschist Felix Schwarz und Wolfgang Kühnl am Flügel zu bieten hatten, sorgte nicht nur einmal für jubelnden Applaus. Michail Glinkas Trio "Pathetique", Felix Mendelssohn Bartholdys Konzertstücke, Opus 113 und 114, oder auch Ludwig van Beethovens "Gassenhauer-Trio", allesamt Apollon-Bearbeitungen, es war ein fulminanter Abend, geprägt von höchster Musikalität, perfektem Zusammenspiel und auch dem Eindruck, seien die Tempi auch noch so virtuos, technische Probleme gibt es nicht. Natürlich war bei diesem Ensemble, Echopreisträger des Jahres 2006, das Risiko sehr gering. Was aber das Publikum im nahezu ausverkauften Palais erleben durfte, war mitreißend, dynamisch, energiegeladen. Energie, von der die neue Führung der Vereinigung zehren kann.

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