Leidenschaftlich und lebendig

Für ein einziges Konzert in Deutschland machte sich das Barock-Musikensemble I Fuiriosi aus Kanada auf den Weg - nach Machern bei Bernkastel-Kues. Dort präsentierte es sein Programm "Addicted to Love" mit außergewöhnlicher Barockmusik im ausverkauften Saal des alten Klosters.

 Das Quintett „I Furiosi“: (von links) Julia Wedman, James Johnstone, Gabrielle McLaughlin, Felix Deak und Aisslinn Nosky. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Das Quintett „I Furiosi“: (von links) Julia Wedman, James Johnstone, Gabrielle McLaughlin, Felix Deak und Aisslinn Nosky. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Bernkastel-Kues. (hpl) Einen Abend der Leidenschaft und der Emotionen versprach das Programm des Mosel Musikfestivals für das Konzert des Barock-Ensembles "I Furiosi". Vor rund zehn Jahren fanden sich vier Musiker in Kanada zusammen, um Barock-Musik auf eine neue Art zu interpretieren. Sie suchten nach ungewöhnlichen Stücken, die die Lebenslust dieser Periode zum Ausdruck bringen, abseits von der Barockmusik, die an den Akademien gelehrt wird - und nannten sich "I Furiosi" - "Die Wilden".

Was nun Sopranistin Gabrielle McLaughlin, Cellist Felix Deak, Aisslinn Nosky und Julia Wedman an der Violine, unterstützt von James Johnstone am Cembalo, an diesem Abend präsentierten, war ein außergewöhnliches Programm von Bach bis Merula, das sie höchst virtuos interpretierten.

Mit John Dowlands "If My Complaints could Passions Move" begann Gabrielle McLaughlin in hochgeschlossener Bluse und Hose das Konzert - mit etwas zurückhaltender, aber sehr eleganter Stimme, begleitet von James Johnstone am Cembalo, der aus England angereist ist, um das Quartett zu unterstützen. Nicola Matteis "Aria Amoroso" beweist die Qualität der Instrumentalisten des Quartetts, die nun erstmals auf die Bühne treten. Aisslinn Nosky und Julia Wedman in engen Lack-Jeans und High Heels, Cellist Felix Deak mit schwarz lackierten Fingernägeln: "I Furiosi" haben eben ihre eigene Ästhetik: im Erscheinungsbild, in der Musik. Einen Vorgeschmack ihres stimmlichen Vermögens gibt darauf Gabrielle McLaughlin - nun mit knappem Rock, Stiefeln und Leder-Corsage bekleidet - mit dem Titel "A Qual Dardo il cor se deve" von Luigi Rossi. Sie singt klar, vielleicht mit etwas wenig Verve, um dafür auf die beschwingte Instrumental Sonate "Passacaille - Gigue" von Georg Friedrich Händel überzuleiten. Passend zum Titel "Myself i shall adore" (Ich soll mich selbst bewundern) aus dem Händel-Oratorium Semele HWV 58 stürmt wiederum McLaughlin die Bühne, natürlich mit einem Schminkspiegel in der Hand, um sich selbst zu bewundern. Dass sie das mit Fug und Recht tun kann, beweist sie mit ihrer glasklaren Sopranstimme. Über den selten gespielten Tarquinio Merula (Chiacona XX) und Claudio Monteverdis "Quel Sguardo Sdegnosetto" steigerte sich das Ensemble zu seinem instrumentellen Höhepunkt, der Sonata prima von Johann Rosenmüller, eines deutschen Barock-Komponisten, der erst in den 80er Jahren wieder entdeckt wurde. Eine großartige Leistung, die wirklich Leidenschaft und ein beherztes Spiel beweist. Wer dachte, dass der ohnehin schon beeindruckende Abend nun ausklingen soll, täuscht sich, denn Bachs Gigue aus der Partita No. 2 in d-Moll (BWV 1004) steht noch auf dem Programm. Das anspruchsvolle Violinsolo meisterte Aisslinn Nosky mit einer enormen Leidenschaft: fröhlich, lebendig, und wahrhaft "furios" steigert sie sich in das komplexe und schnelle Stück mit höchster Virtuosität - das Publikum dankt es ihr mit ersten Bravo-Rufen.

Henry Purcells "The Plaint" aus der Oper "The Fairy Queen" sorgt anschließend für ein leises Abklingen der erhitzten Gemüter. Langer Applaus und viele Bravo-Rufe sorgen für drei Zugaben. "Vielleicht kommen ,I Furiosi' nächstes Jahr wieder nach Europa", wie Gabrielle McLaughlin nach dem Konzert dem TV verrät. Leider seien in diesem Jahr einige Termine geplatzt, wegen der Wirtschaftskrise und wegen des noch schwachen Bekanntheitsgrad des Ensembles, das in den USA und Kanada weitaus größere Hallen füllt. Warum sie dann nur für einen Auftritt hierher geflogen seien? McLaughlin: "Weil das Mosel Musikfestival ein wichtiges Festival ist - da wollten wir unbedingt dabei sein."

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