Lesermeinung: Susanne Thaler, Berlin

Berlin/Trier · Als Bühnen-und Kostümbildnerin habe ich viele der Produktionen der Antikenfestspiele unter H.L.Kindermann gestaltet,und bin sehr betrübt,nach Triers Blick über den kuturellen Tellerrand den unglamoureusen Verlauf der damals regional und überregional so gefeierten Antikenfestspiele zu verfolgen.

Jetzt lese ich auch noch von Herrn Lewen die abschätzigen Bemerkungen über die Ära Kindermann ,von „antiken Stars an antiken Stätten“und möchte deshalb mal was klarstellen: Das den einmaligen antiken Stätten Triers adäquate Festspielkonzept H.L.Kindermanns konnte viele auch international berühmte Bühnenstars der Oper und des Schauspiels überzeugen,die vorher nicht einmal wussten wo Trier liegt. Um nur einige in Erinnerung zu bringen: Anja Silja,Rene Kollo ,Franz Grundheber, Hildegard Behrens, Julia Juon,Kathleen Cassello,Sally Durandt,,P.Ustinov,Cornelya Froboess,Guido Horn u.v.A.

Zur Kenntnisnahme für Nichtinformierte: Die angeblich,laut Herrn Lewen damals schon „antiken“Sänger „wie z.B.Frau Silja und Herr Grundheber werden gerade jetzt groß gefeiert,(Frau Silja in Pique Dame“in Berlin, Herr Grundheber als Faninal unter Christian Thielemann soll besser sein als seine jungen Kollegen (FAZ ), Herr Kollo spielt seit Jahren im ausverkauften Berliner Dom den Jedermann.Das kann man auch an der Mosel im Internet einsehen. Im Gegensatz dazu würden die vorgeschlagenen Reduzierungen, zum Beipsiel kleine Stückchen an kleinen anderen Orten, das sofortige Aus bedeuten.

Selbstverständlich fand Kindermann, schon damals längst als großer Opernkenner (seine Da-Ponte-Ausstellung reiste durch ganz Europa) und Spezialist für zeitaufwendige Opernausgrabungen im In- und Ausland bekannt, die entsprechenden „Antikenopern“und „Antikenschauspiele“ und was auch an entsprechend Modernem dazu schlüssig war und hätte, auch weiterhin viele entsprechende Werke aufgetan oder in Auftrag gegeben.

Dies Alles in Allem hatte die anspruchsvollen Staatsopern und Schauspielkünstler überzeugen können, und Trier hatte plötzlich ein überregionales Renommeé. Danach konnte der müde Eventabklatsch anderer Festspielstätten in deutschen Landen natürlich ein solch anspruchvolles Niveau nie mehr erreichen. Selbstverstänlich gehören zum Erfolg die materiellen und logistischen Komponente. Sponsoren müssen überzeugt werden,das gesponserte Marketing hatte z.B.die Rheinschiene rauf und runter mit jährlich tausenden Plakaten bedient, Die Festspiele waren Thema im Spiegel und im Focus als „Leckerbissen und das Festspieljournal wurde in der Fachpresse hochgelobt.

Die Beiträge zu und Kommentare über die Antikenfestspiele im Trierer Volksfreund enthalten weder irgendein Konzept ,noch irgendwelche Inhalte dazu – Außerdem: Was ist es denn für eine Haltung der Kulturbeauftragten, wenn man vor der negativen Einstellung der Industrie-und Handelskammer die Segel streicht und die Festspiele gleich mal ein Jahr aussetzt? Auch das ist das Aus!-nur verzögert.

Einzig Herr Dr.Götte-Hoffmann scheint mir begriffen zu haben ,daß eine sinnvolle Weiterführung nur durch eine Fortsetzung des ursprünglichen griechisch-römischen Klassikerkonzepts und der Anbindung des Theaters an die Festspiele eine Chance hat
erfolgreich zu überleben. Das kann ich nur hoffen, weil ich selbst sehr begeistert von diesem einmaligen und erfolgreichen Projekt war und immer noch bin.

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