Letzter Vorhang für drei Publikumslieblinge
Wenn die Trierer Theatersaison 2009/2010 am Sonntag mit der letzten Nerone-Aufführung zu Ende geht, heißt es auch Abschiednehmen von einigen Ensemble-Mitgliedern, die das Bild des Hauses in den vergangenen Jahren geprägt haben.
Trier. Unterm Strich herrscht am Trierer Theater ein erstaunliches Maß an Kontinuität. Quer durch alle Sparten halten die Künstler dem Haus die Treue, obwohl ein kleines Theater wie Trier für viele eigentlich nur eine Durchgangsstation sein kann.
Aber wenn Ende September die neue Saison eröffnet wird, werden dennoch einige Gesichter fehlen, die das Publikum ganz besonders geschätzt hat. Zum Beispiel die Mezzosopranistin Eva-Maria Günschmann, die im vergangenen Jahrzehnt reihenweise Spitzenleistungen in der Oper gebracht hat.
Sie war eine glänzende Carmen, lieferte eine grandiose Charakterstudie in der Uraufführung der "Nordischen Ballade", meisterte die dramatische Partie der Wahrsagerin Ulrica im "Maskenball" ebenso wie Rossinis Belcanto, Händels Barock, Wagners Wogen oder Sperriges wie die Tango-Oper "Azrael". Selten sah das Haus eine so vielfältige Sängerin, darstellerisch packend und intelligent im Einsatz der Stimme. Schade, dass selbst die Verleihung der "Trierer Theatermaske" ihr nicht mehr Rollen bescherte, die ihren Fähigkeiten angemessen gewesen wären - sie war manchmal ein Stiefkind der Trierer Repertoire-Politik. Künftig singt sie eine Liga höher: Günschmann wird festes Ensemble-Mitglied am Doppelhaus Krefeld-Mönchengladbach.
Zwei Preisträgerinnen der Theatermaske gehen
Ebenfalls im Jahr 2001 kam Hannah Ma nach Trier, damals eine junge Tänzerin in ihrem ersten großen Engagement. Sie erlebte - und überlebte - zwei unterschiedliche Welten: Den klassischen Ballett-Stil von Sergey Volobuyev und das zeitgenössische Tanztheater von Sven Grützmacher, das ihr ebenso bemerkenswerte wie anspruchsvolle Hauptrollen bescherte. Unvergessen ihre "Walküre" und das Requiem in der Choreographie Birgit Scherzers, "Brel" und "Kozmic Blues", die sensiblen "Schmetterlingssonaten".
Auch sie wurde Preisträgerin der "Theatermaske" - und begann in den vergangenen Jahren, sich mit eigenen Choreographien künstlerisch zu emanzipieren. Künftig will sie frei arbeiten, als Tänzerin und Choreographin. Und ihr Studium an der Fernuni will sie abschließen.
Der Schauspieler Paul Steinbach war zwar nur drei Spielzeiten in Trier, hinterließ aber einen bleibenden Eindruck. Ein kraftvoller, körperbetonter Akteur, außerordentlich bewegend als Woyzeck, aber auch grottenkomisch in "Kunst" oder "Gott des Gemetzels". Bei ihm heißt die nächste Station ebenfalls Krefeld-Mönchengladbach - bei seinem Talent wird auch das für den 30-Jährigen eine Zwischenstation bleiben.
Orchestermusiker sind, weil meist im Graben beheimatet, den Musiktheaterbesuchern selten vom Gesicht her bekannt. Bei Andras Magyar war das anders, nicht nur, weil er mehr als 30 Jahre lang bei den Trierer Philharmonikern spielte. Er war mit seiner Geige ein gern gesehener Gast auf der Bühne, mal bei einer Operette wie der Czardasfürstin, mal bei einem Musical wie Anatevka, aber auch - und besonders sensibel - beim Schauspiel "Madame Bovary", als "Begleiter der Sehnsüchte", wie die Kritik vermerkte. Im neuen Spielzeitheft fehlt der Kammermusiker erstmals seit 1979 - er hat sich in den Ruhestand verabschiedet.