Liebeswahn mit Todesfolge

Tschaikowskys hierzulande eher selten aufgeführte Spieler-Oper "Pique Dame" ist im Luxemburger Grand Théâtre in einer Koproduktion mit der lettischen Nationaloper zu sehen. Exzellente Solisten und eine frische Inszenierung machen den Besuch lohnenswert.

Luxemburg. (DiL) Der Originalstoff stammt von Puschkin: Der junge Soldat Hermann verfällt der Spielsucht, weil er hofft, mit Hilfe eines geheimnisvollen Kartentricks den ganz großen Gewinn zu machen - und nebenher seine Geliebte Lisa zu gewinnen. Am Ende kostet sein Wahn drei Leben, darunter sein eigenes. Das Stück ist ähnlich bedeutungsschwanger, schwermütig und ahnungsvoll wie Dostojewskis "Spieler", und Tschaikowsky hat dazu eine Musik geschrieben, die die lyrische Schönheit des populäreren "Eugen Onegin" mit dramatischer Verve verbindet.

Junger, unverbrauchter Tenor beeindruckt



Der junge Dirigent Kirill Karabits bestätigt mit den Luxemburger Philharmonikern den Ruf eines eminent begabten Interpreten östlicher Opern, der ihm vorauseilt. Er führt das Orchester kompakt, malt stimmungsvolle Klangbilder und hält den großen Apparat mit einem Dutzend Solisten und riesigen Kinder- und Erwachsenenchören bruchlos zusammen.

Die Produktion, die letztes Jahr in Riga Premiere feierte, beschert die Begegnung mit hierzulande (noch) unbekannten Solisten, allen voran dem beeindruckenden, sehr jugendlich wirkenden Hermann von Maksim Askenov. Ein unverbrauchter, schon mit klarer eigener Charakteristik ausgestatteter Tenor, der in der Höhe ausdrucksstarke lyrische Bögen beschreibt, in der mittleren und tieferen Lage eine erstaunliche Durchschlagskraft entfaltet und zudem auch als Darsteller Akzente setzt. Höchst beeindruckend die alte Gräfin Ljubov Sokolowa, deren finale Lebensbilanz-Arie alleine den Abend lohnt. Souverän Elena Neberas Lisa, von hoher Klangschönheit und Gesangskultur Janis Apeinis' Prinz Jeletzky.

Andres Zagars' Inszenierung ist von frischer, bunter, bisweilen fast übermütiger Modernität - ein unübersehbarer Reflex auf das, was in den baltischen Staaten im Zuge der Öffnung derzeit passiert.

Ein Showdown im Automaten-Spielsalon, eine Schönheits-Königin, die als Zarin gefeiert wird, durch den Palast streifende Touristen-Massen: In Deutschland würde man das als überholte Form vordergründigen Regietheaters einstufen. Aber in dieser lettischen Variante hat es - wie auch die frechen Ausstattungs-Ideen von Bühnen- und Kostümbildnern - den Charme des Glaubwürdigen, Spielerischen. Einhelliger Beifall für einen lohnenswerten Abend.

Für die Vorstellung am Dienstag, 20. Januar um 20 Uhr gibt es noch Karten in den TV-Service-Centern in Trier, Bitburg, Wittlich. Bei dieser Vorstellung spielt zudem Weltklasse-Bariton Egils Silins mit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort