Lieder über Liebe und ein wahrer Gentleman

Luxemburg · Max Raabe ist mit Platin ausgezeichnet und mit seinem Palast Orchester in der New Yorker Carnegie Hall aufgetreten. Er wird in ganz Europa und selbst in Japan gefeiert. Nonchalant und mit trockenem Humor hat er am Mittwochabend für sein Publikum in der Luxemburger Philharmonie die Goldenen Zwanziger Jahre herbeigesungen.

 Foto: François Zuidberg/Philharmonie

Foto: François Zuidberg/Philharmonie

Luxemburg. Er ist wie aus der Zeit gefallen: Max Raabe schreitet im Frack auf die Bühne, sein Hals bis unters Kinn im steifen Kragen, eine weiße Fliege elegant geschnürt. Aus der Brusttasche lugt ein weißes Einstecktuch, die Haare hat er streng zurück gelegt, die schwarzen Lackschuhe sind blank poliert.
Wie gewohnt singt er humorvolle und hintergründig-ernste Kompositionen der 1920er und 30er Jahre, diesmal allerdings gespickt mit aktuellen Liedern, die er mit Sängerin und Musikproduzentin Annette Humpe für das neue Album "Für Frauen ist das kein Problem" geschrieben hat. Sie haben das Zeug zum Kassenschlager.
Als Überleitung zwischen den Liedern überrascht der westfälische Gentleman bei lückenloser Einhaltung der Etikette mit schwarzhumorigen Witzen. Das Publikum lacht, lauscht aber überwiegend in ehrfürchtiger Stille. Und das, obwohl die Musik eigentlich zum Tanzen wie geschaffen ist: Foxtrott, Paso Doble, Mambo, Rumba. Schwermütige Lieder sind die Ausnahme, meist klingen sie leicht und beschwingt. Bilder aus Tanzlokalen der 1920er Jahre ziehen am inneren Auge vorbei.
Das zwölfköpfige Palast Orchester komplettiert dieses Bild in schwarz-weißer Smoking-Garderobe. Nur ein Farbtupfer fällt keck heraus: Cecilia Crisafulli, die bravouröse Geigerin, eine Augenweide im roten Abendkleid.
Die Lieder handeln oft von der Liebe, sind frech, aber nie vulgär. Max Raabe präsentiert sie mit vollendeten Manieren. Allenfalls minimalistische Gebärden flankieren seinen Gesang. Das passt ins Bild. Contenance! Jeder Ton des Bariton sitzt bis zum hohen C.
Das ist charmante Unterhaltung auf hohem musikalischem Niveau, in strenger Choreografie präsentiert und mit Humor durchsetzt. Dafür sorgt auch der Pianist Ian Wekwerth, der vom Flügel auf Wassergläser umsteigt, auf denen er "Somewhere over the Rainbow" zum Klingen bringt.
Kein Wunder, dass nach zwei Stunden und der Ankündigung des letzten Liedes das Publikum unisono ein klagendes "Oooohhh!" ausstößt. "Am Ende kommt immer der Schluss" ist Raabes gesungene Antwort.
Auf das Lied folgt tosender Applaus der 1200 Besucher in der Philharmonie und die Zugabe "Küssen kann man nicht allein". Dann der Kultklassiker "Mein kleiner grüner Kaktus". Jetzt gibt es stehende Ovationen. Jubelrufe und Pfiffe, nicht enden wollender Applaus bis zur dritten und letzten Zugabe, die an Humor noch mal eine Steigerung bringt: Das Orchester klingelt diesmal die Melodie - jeder Musiker mit einer Glocke in der Hand.
Max Raabe kommt am 9. Oktober in die Europahalle in Trier. Karten gibt es in den TV-Service-Centern Trier und Bitburg, unter 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets.

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