Literarischer Hochadel in der Abteistadt

Prüm · Die Nobelpreisträgerin Herta Müller liest im Rahmen des Eifel-Literatur-Festivals am Montag, 17. Mai, um 20 Uhr in der Aula der Wandalbert-Hauptschule in Prüm (Kreis Bitburg-Prüm) aus ihrem Roman "Atemschaukel".

"Das literarisch Größte, das es für mich gibt, kommt nun doch in die Eifel!", schreibt Josef Zierden im ersten Rausch seiner Begeisterung an die TV-Redaktion. Herta Müller kommt - der Organisator des Eifel-Literatur-Festivals hat möglich gemacht, wovon viele andere träumen. In einer Pressekonferenz sagte er: "Unser monatelanger Anfrage-Marathon ist erfolgreich zu Ende gegangen." Von Vorteil für den umtriebigen Studiendirektor war sicherlich, dass er schon vor der Verleihung des Nobelpreises am 8. Oktober 2009 die rumäniendeutsche Autorin für eine Lesung angefragt hatte.

Herta Müller ist bereits eine "alte Bekannte" des Festivals. 2003 war sie bereits in Prüm dabei. 2008 sprang sie kurzfristig ein für den erkrankten Wilhelm Genazino. An solche Spontan-Auftritte ist im Augenblick natürlich nicht mehr zu denken. Im Gegenteil: Die Nobelpreisträgerin für eine Lesung zu bekommen sei aufgrund ihres vollgepackten Terminkalenders unmöglich, hatte ihr Verlag Zierden zuvor noch mitgeteilt.

Hartnäckigkeit hat zum Erfolg geführt



Doch wer Josef Zierden kennt, weiß um seine Hartnäckigkeit, wenn es darum geht, seine Träume in Wirklichkeit umzuwandeln. Trotz dieser hoffnungslosen Aussichten habe er seine Bemühungen intensiviert, sagt er. Mehrmals habe er mit der Schriftstellerin hin- und hergemailt. Türöffner war eventuell sein Beitrag über ihr Buch "Atemschaukel" für die Online-Version des Kindler Literatur Lexikons. Für die Print-Ausgabe der gerade im September frisch auf den Markt erschienen dritten Ausgabe des legendären Nachschlagewerks kam die Verleihung des Nobelpreises nämlich um Monate zu spät.

Außerdem verfasste er bereits 1987 einen Beitrag über die Schriftstellerin für das "Kritische Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur", den er seitdem fortgeschrieben hat. Somit wärt sein Kontakt zur Autorin 22 Jahre.

Herta Müller sagt per Mail zu



Herta Müller gab ihm schließlich per Mail eine Zusage. Er solle sich mit ihrem Verlag in Verbindung setzen und einen Termin für eine Lesung vereinbaren. "Ich habe mich riesig gefreut. Der Verlag dagegen war zuerst mehr als überrascht, da sie normalerweise alle Anfragen abgeblockt hat", sagt er.

Herta Müller wird zusammen mit ihrem alten Weggefährten und Schulfreund Ernest Wichner anreisen. Wichner ist selbst Autor, zudem auch Literaturkritiker, Übersetzer und Herausgeber in Berlin. Seit 2003 leitet er das Literaturhaus Berlin. Er übernimmt die Moderation an diesem Abend und stellt der Autorin nach der Lesung aus ihrem Roman "Atemschaukel" Fragen.

EXTRA

Das Eifel-Literatur-Festival bietet ab April 28 Autoren in 13 Städten der Eifel eine Bühne. Der Volksfreund ist Medienpartner des Festivals. Die ersten Termine im Überblick: Freitag, 23. April, 20 Uhr: Katja Riemann und Arne Jansen in Wittlich Freitag, 30. April, 20 Uhr: Roger Willemsen in Prüm Donnerstag, 6. Mai, 20 Uhr: Rafik Schami in Prüm Freitag, 7. Mai, 20 Uhr: Richard David Precht in Gerolstein Dienstag, 11. Mai, 20 Uhr: Martin Suter in Bitburg Freitag, 14. Mai, 20 Uhr: Sarah Kuttner in Monschau Karten gibt es in den TV-Servicecentern Trier, Bitburg und Wittlich, unter der TV-Tickethotline 0651/7199-996 sowie unter www.volksfreund.de/tickets. Weitere Infos unter www.volksfreund.de/extra (sn)

Meinung Langer Atem zahlt sich aus
Josef Zierden weiß, wie man Nobelpreistäger an Land zieht. Das hat er bereits 2004 mit der Verpflichtung von Imre Kertész bewiesen. Mit Herta Müller hat er erneut ein literarisches Schwergewicht für das Eifel-Literatur-Festival an Land gezogen. Zierden war schon immer ein glühender Verehrer der Autorin. Auch als sie noch nicht hoch dekoriert war, sondern eher als Außenseiterin galt, und nicht die Massen zu ihren Lesungen kamen, hat er sie im Programm gehabt und wieder mal bewiesen, dass er in Sachen Literatur ein Näschen hat. Um sie mit ihrem Roman "Atemschaukel" in die Eifel zu locken, bewies der Festivalorganisator - und das Wortspiel sei erlaubt - einen langen Atem und sorgte damit für eine atemberaubende Nachricht. s.glandien@volksfreund.de

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