Literarisches Schäferstündchen

Zwei Millionen Exemplare ihres Schafskrimis "Glennkill" sind im deutschsprachigen Raum mittlerweile verkauft. Die Berliner Erfolgsautorin ist nach Prüm gekommen, um ihren aktuellen Roman "Garou" persönlich vorzustellen. 500 Besucher ließen sich das literarische Schäferstündchen in der Aula der ehemaligen Wandalbert-Hauptschule nicht entgehen.

 Leonie Swann. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Leonie Swann. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Prüm. (now) Festivalorganisator Josef Zierden sieht überall Schafe: "Ich weiß nicht, ob ich durch die Lektüre des Buches so sensibilisiert bin, dass mir die wolligen Paarhufer vermehrt auffallen. 280 000 Schafe soll es in der Eifel geben - Frau Swann wird sich hier sicher wohlfühlen."

Tatsächlich steht an diesem Tag eine große Herde am Ortsausgang in Richtung Gerolstein, wie um für diesen Abend des Eifel-Literatur-Festivals zu werben. Leonie Swann hört sich die Einführungsrede auf dem Podium sitzend an und verzichtet so auf einen Effekt heischenden Auftritt. Das ist ungewohnt für das Publikum und sicher auch ungewöhnlich für Josef Zierden, der seine kurze, humorvolle Zusammenfassung des Romans auf diese Art nicht nur an den Saal, sondern auch an die Autorin richtet. Leonie Swann sitzt in dieser Zeit still lächelnd hinter ihrem Tisch, zwirbelt ab und zu ihre markante lange Locke um den Zeigefinger und schaut sich in aller Ruhe die Leute an.

Fünf Jahre nach dem Überraschungserfolg "Glennkill" gibt es ein Wiedersehen mit der ermittelnden Schafsherde um Miss Maple, dem schwarzen Widder Othello und all den anderen wolletragenden Charakteren. Im Nachfolgeroman "Garou" verlässt die Herde Irland und trifft im winterlichen Frankreich auf schaurige Mordfälle und einen unheimlichen Gegner. Ein Werwolf geht um - der "Loup Garou".

"Wir beginnen am Anfang, der wird bei Lesungen immer gerne genommen", sagt Leonie Swann - nicht nur die Frisur, auch ihre Stimme ist markant, aber sehr angenehm. "Prolog: Vorbei. Vorüber. Danach war es immer schön", liest sie, und von nun an schlägt ihre Geschichte die Zuhörer in ihren Bann. Etwa eine Stunde lang bietet sich die Gelegenheit, in einen Schafspelz zu schlüpfen und die unverständliche Welt der Menschen aus der Perspektive ihrer Wolllieferanten zu sehen. Neben dem spannenden und unheimlichen Plot ist es dieser ungewohnte Blickwinkel, der das Publikum oft zum Schmunzeln und Lachen bringt. Ziegen spielen im Roman eine wichtige Nebenrolle, und Leonie Swann liest sie leicht meckernd: "Ich wollte die Ziegen als dionysisches Element in der Geschichte", erklärt sie. "Im Gegensatz zu den vorsichtigen Schafen ist den Ziegen so ziemlich alles egal, sie wollen einfach nur ihren Spaß haben. Das Verrückte, Anarchische an ihnen hat mir beim Schreiben sehr gefallen." Wird es denn einen dritten Schafskrimi geben?, wird gefragt. "Nicht, dass das Feld abgegrast wäre", lacht Leonie Swann, "aber mein nächstes Buch wird schaffrei. Ich möchte etwas Anderes ausprobieren und Schafe sind als handelnde ,Personen' stark eingeschränkt."

Der erste Roman, "Glenkill", soll verfilmt werden: "Es wird ein Animationsfilm. Soweit ich weiß, wird zurzeit am Drehbuch gearbeitet", sagt die Autorin. Leonie Swanns Besuch beim Eifel-Literatur-Festival endet mit einer ausgedehnten Signierstunde - mehr als 200 Menschen stellen sich in einer lange Reihe an. Irgendjemand blökt.

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