Literaturfans scheuen weder weite Wege noch Wartelisten

Prüm · Die Renner im Vorverkauf haben sich schon früh abgezeichnet: Donna Leon und Pater Anselm Grün waren die Autoren, für deren Lesung es zuerst keine Karten mehr gab. Etwa 7000 Zuschauer besuchten die zwölf Frühjahrslesungen des Eifel-Literatur-Festivals.

 TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

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Prüm. Das Eifel-Literatur-Festival macht Sommerpause, nach den Ferien geht es in die zweite Runde. TV-Redakteurin Stefanie Glandien zog mit Organisator Josef Zierden eine Zwischenbilanz.
Die erste Halbzeit des Eifel-Literatur-Festivals ist um. Sind Sie bisher mit dem Verlauf zufrieden?
Josef Zierden: Es wäre vermessen, zur Halbzeit nicht zufrieden zu sein. Große Autoren fanden in kleinen Eifelstädten ein riesengroßes Publikum. Genauer: Bei zwölf Veranstaltungen im Frühjahr kamen etwa 7000 Besucher, mehr als 400 Ticketwünsche standen zusätzlich auf den Wartelisten. 800 Besucher kamen zum Festivalstart mit Adler-Olsen in Bitburg. Tags darauf hatte er in Heidelberg 160 Besucher - so viele standen beim Festival alleine auf seiner Warteliste. Autoren zeigten sich begeistert von der Organisation und vom tollen Publikum. Es ist unglaublich, welche Wege Literaturfans auf sich nehmen, um große Autoren in der Eifel zu erleben. Sehr viele Besucher sind inzwischen "Wiederholungstäter".

Als Veranstalter ist man nie gefeit vor Absagen. In diesem Jahr traf es Sie besonders hart. Wolfgang Niedecken, Joachim Gauck, Eugen Ruge und Ferdinand von Schirach konnten nicht kommen. Da bekommt man doch nachts Alpträume, oder?
Zierden: Nun, 2008 war es deutlich problematischer. Niedecken war schon vor der Pressekonferenz am 1. Dezember durch Richard David Precht ersetzt. Dass Autoren vor allem aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen, ist nicht ungewöhnlich bei einem Festival mit 24 Veranstaltungen und 27 Autoren. Wichtig ist dann, rasch hochkarätigen Ersatz zu finden. Richard David Precht, Heiner Geißler und Martin Walser sind sicher nicht nur drittklassiger Ersatz.
Protest im Vorfeld, riesiges Polizeiaufgebot am Tag der Lesung: Der Abend mit Ex-Bundesbankchef Thilo Sarrazin war für Sie sehr nervenaufreibend. Aus heutiger Sicht betrachtet, war es das wirklich wert, ihn einzuladen?
Zierden: Die Zustimmung vor, während und nach der Veranstaltung war erheblich größer als der Protest. Aber auch Protest ist doch völlig legitim. Die Sicherheitsmaßnahmen waren polizeiliche Routine, republikweit üblich. Insofern war da nichts "riesig" und nichts "nervenaufreibend". Das Grundrecht auf Meinungsfreiheit bleibt jeden Einsatz wert. Mündige Bürger müssen selber entscheiden dürfen, welche Veranstaltung sie besuchen wollen und welche nicht. Monika Maron, Festivalgast in Bitburg zwei Tage vor der Sarrazin-Veranstaltung, hatte ausdrücklich zu der Veranstaltung gratuliert.
Ende August geht es wieder weiter. Auf wen freuen Sie sich ganz besonders?
Zierden: Der Mix ist das Festival. Insofern möchte ich nicht einen Autor herausgreifen und abwerten und aufwerten und gegeneinander ausspielen. sn
Weiter geht es am Freitag, 24. August, mit Dieter Moor in Gerolstein. Karten: TV-Service-Center Trier, Bitburg, Wittlich, TV-Tickethotline 0651/7199-996, www.volksfreund.de/tickets

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