Trier Augen zu und durch

Trier · „Das Haus am See“ – Ein Hörspiel, auf die Bühne des Kasinos am Kornmarkt gebracht.

 Ein Hörspiel, live auf die Bühne gebracht: „Das Haus am See“ im Kasino mit  Bonko Karadjov, Eva-Maria Amann und Michael Roller (von links).

Ein Hörspiel, live auf die Bühne gebracht: „Das Haus am See“ im Kasino mit  Bonko Karadjov, Eva-Maria Amann und Michael Roller (von links).

Foto: Michael Thielen

Gesungen wurde nicht, obwohl 66,6 Prozent der Besetzung aus dem musikalischen Fach kommen und Spuren am Stadttheater hinterlassen haben: Tenor Bonko Karadjov und die Sopranistin Eva Maria Amann sind für ein Gastspiel ganz ohne Töne nach Trier zurückgekommen. Im Kasino am Kornmarkt haben sie eine Gattung wiederbelebt, die – nach quasi täglich angebotener, mehr oder weniger frisch aufbereiteter Krimikost in ARD und ZDF, von den Dritten und den Privaten ganz zu schweigen – im Rundfunk mittlerweile eher ein Nischendasein führt: das Kriminalhörspiel. Spannung für die Ohren also, und die Bilder dazu muss sich jeder selber malen.

Inès und Henri, eine Lehrerin und ein erfolgloser Schriftsteller, leben nach zehnjähriger Ehe in herzlicher Abneigung einander zugetan in Paris und wollen Urlaub in der Bretagne verbringen – in einem Haus am See, das ein gewisser Nicolas für erstaunlich wenig Geld anbietet. Henri beißt an und schafft es, seine zunächst offenbar zögerliche Frau zu überreden, dort Ferien zu machen.

Was Henri nicht weiß: Seine Gattin und jener Nicolas haben ein Verhältnis und vor, den störenden Gatten im Urlaub zu entsorgen. Aber auch Henri hat gewisse Absichten, doch wie so häufig in der Liebe und bei sorgfältig ausgetüftelten Verbrechen klappt nicht alles nach Plan, und deshalb leben am Ende andere weiter als ursprünglich gedacht. Eva Maria Amman ist die kapriziös-hintertriebene Gattin, die ihren Henri (Michael Roller) mit spitzen Boshaftigkeiten zu triezen versucht, die dieser jedoch souverän an sich abperlen lässt. Bonko Karadjov als Vermieter und Geliebter ist der Dritte im teuflischen Bunde, der am Ende … aber das wird hier natürlich nicht verraten.

Ein Hörspiel (das übrigens, da es Corona-bedingt weitgehend online geprobt wurde, als Gemeinschaftsprojekt entstanden ist und ohne Regisseur auskommt), dessen Akteure man sehen kann, ist ein Widerspruch in sich. Die Kunst für die Ohren lebt ja prinzipiell von der Abwesenheit der Bilder, so dass die Darsteller auf der Bühne strenggenommen störende Elemente sind. Wenn man sich unter diesen Voraussetzungen auf den Spaß einlässt, der in Klang und Diktion ziemlich gut den etwas gespreizten Ton dieser aus der Mode gekommenen Kunstgattung imitiert – der Krimi basiert auf klassischen Hörspielen, wie sie in den 50er- und 60er Jahren produziert wurden –, kann man sich durchaus amüsieren. Noch besser, man schließt die Augen. Dann kriegt man wirklich das, was im Kasino mit einem Augenzwinkern geboten wird: ein Hör-Spiel. Zu dessen Geräuschkulisse die Zu-Hörer übrigens aufgerufen werden beizusteuern, was ihnen mehr oder weniger kreativ gelingt – mit der Imitation eines Waldkäuzchens (leicht), Wasser, das in ein Glas gegossen wird (mittelschwer) sowie einer knarrenden Tür (nur für Profis).

Weitere Aufführungen am 26. 6., 19.30 Uhr; 28. 6., 14.30 Uhr, 28. 6., 17.30 Uhr; Karten: www.ticket-regional.de

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