Lohnenswerter Weg

PRÜM. Der Weg nach Prüm lohnt sich: Im "Haus des Gastes" geben 40 Werke des bekannten Eifelmalers Fritz von Wille Einblick in Werk und Persönlichkeit des Künstlers. Anlass ist das 65. Todesjahr des Malers.

"Ich kann nichts schreiben, was er nicht malen könnte." So ungefähr hat sich Clara Viebig einmal über ihren Freund Fritz von Wille (1860-1941) geäußert. Das Bekenntnis mag verliebter Verklärung entsprungen sein. Was die Schriftstellerin und der Düsseldorfer Maler indes zweifelsfrei gemein hatten, war ihre Leidenschaft für die Eifel. Freilich: Wo Viebig als Chronistin der sozialen Not und der alltäglichen Härte kam, da sah ihr Wandergefährte vom Rhein vordringlich Farben, Licht, den gewaltigen Himmel, unberührte Natur und weite Ausblicke. Kunstfähig gemacht haben die Eifel beide. Fritz von Wille, der seit 1908 einen Zweitwohnsitz in seiner Lieblingslandschaft hatte, gilt heute sogar als der Eifelmaler schlechthin. Für die Von-Wille-Ausstellung im Prümer "Haus des Gastes" haben sich das Bitburger Haus Beda und die Düsseldorfer Galerie Schwarzer zusammengetan. Die Leihgaben aus Bitburg kommen fast einer regionalen Perestroika gleich. Jedenfalls sei es etwas ganz Besonderes, dass Bilder aus Bitburg nach Prüm reisten, betonte Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy zur Eröffnung der Schau. Die Prümer Ausstellung gibt einen guten Einblick in ein Werk und eine künstlerische Persönlichkeit, die sich in jungen Jahren ganz ohne Zweifel neuen Strömungen öffnete, aber dennoch im Grunde konservativ blieb. Von Willes Zeit war eine Zeit des Umbruchs. Es war die Zeit der beginnenden Freilichtmalerei, der neuen Farben und der Rivalität zwischen dem akademischen Atelier und dem Malen vor der Natur. Und es war die Zeit der Jahrhundertwende mit Kaiserreich und rückwärts gewandtem Blick in die vermeintlich gute alte Zeit. Der junge Adlige von Wille war ein Kind seiner Zeit und ihres Zwiespalts. Mit den Professoren der Düsseldorfer Akademie, wo er von 1879 bis 1882 studierte, zog er zum Malen in die Eifel. Zur Atelierkunst zog es ihn dennoch immer wieder zurück. Von Wille träumte von Burgenherrlichkeit - 1911 kaufte er die Burg Kerpen, die Burg Reifferscheid blieb eines seiner Lieblingsmotive - und dennoch blieb er zeitlebens Städter mit einer Zweitwohnung in Düsseldorf. Es gehört unbedingt zu den Verdiensten der Prümer Schau, dass sie genau diese Befindlichkeiten des Malers im Bild belegt. Von Willes reizvollste Bilder sind jene, die vor seinem 50. Lebensjahr entstanden mit ihren kräftigen Farben, ihrem Licht und ihren interessanten Perspektiven. Besonders "modern" muten seine leicht gemalten Skizzen in Öl an. Von Wille hatte ein unvergleichliches Gefühl für die Stimmungen der Eifellandschaft. Besonders schön wird das an seiner Ansicht vom "Totenmaar" deutlich. Viele vertraute Motive werden Eifelfreunde in Prüm wiederfinden. Den berühmten Ginster natürlich und auch zwei Fassungen jenes Bildes , mit dem von Wille hof- und gesellschaftsfähig wurde. "Die blaue Blume", einen Hang mit Sommerblumen hinter dem Weinfelder Maar, hatte Kaiser Wilhelm II. 1908 für seine Sommerresidenz gekauft. Die Ausstellung im Prümer Haus des Gastes ist bis zum 1. Oktober zu sehen. Öffnungszeiten: Mittwoch, Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Der Katalog kostet 15 Euro, Infos unter 06551/6410.

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