Londoner Aktion spaltet Künstler der Region

Mit seiner Aktion "Art Bin" mischt der Künstler Michael Landy derzeit die Londoner Kunstszene auf: Er bittet Kollegen, Werke in einer überdimensionale Mülltonne zu entsorgen. Die Resonanz in der Region Trier ist geteilt.

Trier. Von "schockierenden Szenen", spricht Künstler Michael Landy und von einem "Monument kreativen Scheiterns": Er hat in der South London Gallery eine zehn mal 15 Meter große und vier Meter hohe Mülltonne installiert und andere Künstler aufgefordert, in dieser "Art Bin" unliebsam gewordene oder unvollendet gebliebene Kunstwerke zu entsorgen. Teilnehmer aus aller Welt haben sich angesagt. Was halten Künstler der Region von der Aktion?

Die Schöndorfer Objektkünstlerin Marita Massoth kennt den Gedanken, Werke loswerden zu wollen: In ihrem Atelier landet Nichtgelungenes durchaus schon mal in der Tonne - allerdings in der eigenen.

Auch Sabine Wissmann, Malerin und Designerin aus Trier, könnte sich vorstellen, einen "Beitrag" zu einer "Art Bin" zu leisten. Doch sie plädiert für eine sinnvollere Nutzung als das Zerstören.

Das sehen die meisten anderen Künstler in der Region genauso: "Bilder sind Visionen aus der Seele eines Träumers und immer etwas wert", findet Jasmin Schreiner, Aquarellmalerin aus Saarburg. Sie würde Kunstwerke lieber verschenken als vernichten.

Auch der Trierer Fotograf Sade plädiert dafür, die Tonne samt Inhalt zu erhalten. Argument: Die Idee sei schon ein Kunstwerk.

Der Trierer Grafiker und Medienkünstler Markus Zender scherzt, er werde sich aus seinen großformatigen Arbeiten einmal einen Altersruhesitz bauen.

Und Jutta Limburg, Malerin und Objektkünstlerin aus Trier, empfiehlt Michael Landy: "Der soll doch seine eigenen Sachen wegwerfen." Sie hält die Aktion für eine Marketingluftblase. Limburg erinnert an die Trierer Künstlerin Uta Stahl (1959 - 2003): Sie verbrannte seinerzeit aus Protest über mangelnden Kunstkauf-Enthusiasmus eigene Werke.

Der Maler Patrick Rödig aus Trier schließlich lehnt jegliche Zerstörung künstlerischer Werke mit Vehemenz ab. Mit Abscheu erinnert er sich an den elsässischen Kunsträuber, der zwischen 1995 und 2001 mehr als 200 Werke aus europäischen Museen stahl. Nach seiner Verhaftung entsorgte seine Mutter einen Großteil der Beute - darunter Bilder von berühmten Künstlern wie Cranach, Breughel und Dürer - indem sie sie schredderte oder im Fluss versenkte. Rödigs Kommentar zur Londoner Aktion: "Man muss ja nicht jeden Müll mitmachen."

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