Unterm Strich – Die Kulturwoche Nasse Tinte und olle Kamellen

Meinung · Operette ist was für die Ü-90-Generation? Das sieht Lotte de Beer anders. Die Niederländerin wird in der nächsten Saison Chefin der Volksoper Wien und will den Laden aufmischen. Zum Beispiel mit einer Operetten-Uraufführung – und damit ein Genre revitalisieren, das spätestens seit den 1950er Jahren sanft entschlafen ist und als (deutsches!

 Harald Schmidt gastiert an der Volksoper in Wien in Carl Millröckers Operette „Die Dubarry“. Foto: Bernd Weissbrod/dpa

Harald Schmidt gastiert an der Volksoper in Wien in Carl Millröckers Operette „Die Dubarry“. Foto: Bernd Weissbrod/dpa

Foto: dpa/Bernd Weissbrod

) Musical hier und da meist vergeblich versucht hat, auf die Füße zu kommen. De Beer möchte nun mit originellen Regiekonzepten und neuen Werken ein jüngeres und breiteres Publikum ansprechen. Die 40-jährige Intendantin aus dem Nachbarland wünscht sich die Volksoper künftig „als ein Zuhause für Künstler, wo die Tinte noch nass ist“. Zum Beispiel auf der Partitur der „Letzten Verschwörung“. Das ist eine der Neuproduktionen in der kommenden Spielzeit und wird angekündigt als „absurde Operette“, für die Moritz Eggert verantwortlich zeichnet. Der gebürtige Heidelberger, Jahrgang 1965, hat jetzt ein paar Appetithäppchen seines Opus unters Volk geworfen – in einer halsbrecherischen Fünfminuten-Fassung am Klavier. „Ich sage nur: Reptos, Aliens, Pizza-Gate, russische Oligarchen, Matrix – alles ist wahr“, versichert der Komponist, der unter anderem für sein Fußball-Oratorium „Die Tiefe des Raumes“ bekannt ist. Überhaupt will Mevrouw de Beer mit frischem Wind und neuen Werken ein jüngeres und breiteres Publikum ansprechen. Zum Saisonstart im September setzt sie allerdings auf Bewährtes, vulgo olle Kamellen: Carl Millöckers Operette „Die Dubarry” eröffnet den klangseligen Reigen. Für die Gestaltung der Rolle König Ludwigs XV. Reist der Entertainer Harald Schmidt nach Wien. Womit man doch wieder irgendwie bei der Ü-90-Generation angelangt ist …