Louvre auf Zeit

Trier · Ein Gemälde im Wert von über 1000 Euro für acht Euro mit heim nehmen? Das geht in der Artothek Trier. Zumindest leihweise. 120 neue Werke regionaler Künstler hat sie aufgenommen.

Louvre auf Zeit
Foto: (g_kultur

Trier "Ich habe versucht, die Musik bildlich darzustellen", sagt die Trie rer Künstlerin Gabbro über ihr Werk "adagio h-moll". Auf den ersten Blick wirkt das Foto, das sie eines Abends bei Jazz im Brunnenhof in Trier geschossen hat, einfach verwackelt - hohe Belichtungszeit, keine Stabilisation. Bunte Lichter ziehen Spuren hinter sich her. Doch auf den zweiten Blick bilden eben diese Lichtfäden hüpfende Noten. "Die Musik ist mein Hauptthema", sagt Gabbro. Viele ihrer Bilder seien "geplante Zufallsprodukte" - eben wie eine Jazz-Improvisation.
"adagio h-moll" hat das Kunstgremium überzeugt: Die Tufa hat das Bild neben sechs anderen Werken regionaler Künstler gekauft. Damit gehört es nun zum festen Leihbestand der Trierer Artothek.
Das Konzept ist simpel: Wer seine Wände mit moderner Kunst schmücken will, aber nicht das Geld hat, um wertvolle Originale zu kaufen, der kann sie in der Tufa für acht Euro im Monat ausleihen. "Mein Vorbild bei der Idee war die Artothek in Köln", erklärt Foto-Künstler und Tufa-Vorstand Rainer Breuer, der den Trierer Kunstverleih ins Leben gerufen hat.
Neben dem festen Bestand mit etwa 250 Werken hat die Tufa auch einen jährlich wechselnden. 120 Gemälde, Fotografien, Zeichnungen und Skulpturen hat das Gremium aus Vertretern der Trierer Kunstvereine dieses Jahr aus 190 eingereichten Vorschlägen ausgesucht. Diese gehen nun in den jährlich wechselnden Bestand über, sieben Werke wurden für den festen Bestand aufgekauft (siehe Info). "Dabei sind uns zwei Kriterien wichtig", erklärt Breuer, der selbst im Gremium sitzt. "Erstens: ästhetische Gesichtspunkte, also die Farbgebung, die Proportionen, interessante Experimente mit dem Medium, und so weiter. Zweitens: Wir wollen ein breites Angebot ganz unterschiedlicher Genres."
Gibt es Stile, Themen, Medien, Künstler, die besonders gut gehen? Oder gar nicht? "Nein, das kann man nicht wirklicht festmachen", sagt Breuer. "Die große Bandbreite spiegelt sich auch in den Ausleihen wider." Das liege wohl auch daran, dass die Leute eher dazu bereit seien, unterschiedliche Kunst auszuprobieren, wenn sie sie nicht teuer bezahlen müssen. Oft seien es Ärzte oder Firmen, die Kunst für ihre Wartezimmer oder Foyers ausleihen. "Und die wollen Abwechslung."
Von der fotorealistischen Zeichnung bis zur abstrakten Collage, vom knallbunten Ölgemälde bis zur schwarz-weißen Fotografie ist alles auf der Kunstetage im zweiten Stock der Tufa vertreten.
Nur Skulpturen sieht man wenige. "Das liegt daran, dass wir sehr wenige Bildhauer in der Region haben", erklärt Breuer. "Hier gibt es vor allem Maler, aber auch viele Fotografen." So zum Beispiel Ursula Dahm, deren Fotografie "Wasserfarbe No 2" die Tufa ebenfalls gekauft hat. Ihr Hauptthema ist Wasser.
"Das Wasser selbst ist klar, die Bilder entstehen nur durch Licht und Bewegung." Sie hat schon mehrmals an der Artothek teilgenommen. "Das ist eine tolle Sache für Kunstliebhaber, aber auch für die Künstler selbst", sagt sie. "Man kann sich austauschen und hat einen leichteren Einstieg in die Szene."
Die Ausstellung mit den neuen Werken der Artothek in der Kunstetage der Tufa läuft noch bis Sonntag, 3. September. Danach können die Werke für acht Euro im Monat geliehen werden. Die Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch und Freitag: 14 bis 17 Uhr; Donnestag: 17 bis 20 Uhr und Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 11 bis 17 Uhr
Extra: DIE NEU AUFGEKAUFTEN WERKE

 Keine abstrakten Malereien, sondern Fotografien: „Wasserfarbe No 2“ und „adagio h-moll“. Fotos (2): Ursula Dahm/Gabbro

Keine abstrakten Malereien, sondern Fotografien: „Wasserfarbe No 2“ und „adagio h-moll“. Fotos (2): Ursula Dahm/Gabbro

Foto: (g_kultur


Birte Svea Metzdorf: "Wo die wilden Kerle wohnen" / Ursula Dahm: "Wasserfarbe No 2" / Gabbro: "adagio h-moll" / Rüdiger Etzenbach: "Guten Appetit" / Eva Sonne-Krings: "Fin de Saison I" / Werner Müller: "Fabula Faba III" / Dagmar Engels: "In der Nacht"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort