Lückenbüßer und andere Leerstellen

Trier · Künstlerischen Lücken widmet sich die neue Ausstellung der Trie-rer Gesellschaft für Bildende Kunst. Ein durchaus mutiges Unterfangen. Allerdings zeigt sich hier einmal mehr: Einfach weglassen oder schwärzen reicht noch lange nicht, um als Leerstelle zu überzeugen.

 Eine Besucherin betrachtet Martina Diederichs und Katharina Worrings Arbeit „Pause“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Eine Besucherin betrachtet Martina Diederichs und Katharina Worrings Arbeit „Pause“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Über Lücken lässt sich endlos philosophieren. Auch in der Bildenden Kunst hat die Leer- oder Freistelle ihren festen Platz. "Mut zur Lücke" fordert folglich sinnvoll und spannend die aktuelle Themenausstellung der Gesellschaft für Bildende Kunst.
Tatsächlich gibt es bei der Bilderschau, an der sich etwa zwei Dutzend Künstlerinnen und Künstler beteiligt haben, Lücken genug. Bildstiftend wirken die Leerstellen allerdings nicht immer. Und auch nur die wenigsten Teilnehmer dieser Schau aus Malerei, Mischtechniken, Fotografie, Zeichnung, Bildhauerei und Objektkunst haben die Lücke als künstlerische Herausforderung wirklich angenommen und sie als gestalterisches Mittel und als Ausdrucksform einfallsreich und bildmächtig eingesetzt.
Schier endlos tief blicken


Dabei sind es gerade die Leerstellen, die ihre Umgebung umso stärker herausheben, Spannung erzeugen und Raum für neue Bilder und hintergründige Betrachtung bieten können. Zu den originellsten Einfällen der Schau gehört Gerhard Freisings Kubus, dessen Lücken nicht nur unerwartete Einblicke gewähren, sondern mittels Spiegelung schier endlose Tiefblicke.
Mit Fantasie und einem gehörigen Schuss Ironie präsentieren Martina Diederich und Katharina Worring formal überzeugend ihre Lücken. Die Hohlkörper der gelben Flaschenhalter, die sie in den durchsichtigen Körper ihrer Luftmatratze eingearbeitet haben, stellen nicht nur den Zusammenhang von besetztem und unbesetztem Raum auf den Kopf. Das Raster der gelben Gefäße schafft auch eine strenge Bildregel und ein neues Bild. Der Pausenfilm im Kopfteil definiert die Leerstelle als Platzhalter zwischen Ende und Neuanfang.
Mit einer stimmigen Arbeit - sozusagen einer Definition der Lücke - hat sich Liane Deffert bildhauerisch dem Thema genähert. Christoph Napp-Zinn greift als Fotograf das bewährte Thema des leeren Bilderrahmens auf. Witzig wie schlüssig kommt Pia Müllers - nach Art von Papiertortendeckchen - durchbrochenes Herz daher, durch dessen Leerstellen rosarote Seligkeit blinzelt.
Wenig verstörend oder anregend


Ein Großteil der Arbeiten beschränkt sich bei der Auseinandersetzung mit der Lücke auf Aussparungen, die zwar Form und Bild verändern, aber wenig aussagefähig, geschweige denn verstörend oder anregend wirken. Ebenso wie schwarze Farbflecken und Formen innerhalb der Gemälde noch keineswegs dem Anspruch auf ein Dasein als Lücke genügen. Im ein oder anderen Fall wurde -- was bei Themenausstellungen durchaus nicht selten ist - das Bild ins Thema gezwängt. Wieso der Mensch eine Lücke im irdischen Kosmos ist, erklärt sich jedenfalls in keiner Weise aus Daniel Schiebens Fotoarbeit.
Die Ausstellung läuft bis 21. September. Öffnungszeiten: Dienstag, Donnerstag, Freitag 11 - 13 Uhr und 14 - 17 Uhr, Mittwoch, Samstag, Feiertag 11 - 13 Uhr. Telefon: 0651/46824491. Internet: www.gb-kunst.de

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