Lust am Spiel und Barock im Gepäck

Echternach · Da strahlt nicht nur die Musik: Frisch und mit ansteckender Lust am Spiel ist das European Union Baroque Orchestra unterwegs. In Echternach gastierten die handverlesenen jungen Musiker aus ganz Europa unter der Leitung des hochangesehenen Geigers und Barockspezialisten Gottfried von der Goltz vor etwa 200 Zuhörern.

Echternach. Er ist kein Teufelsgeiger und kein Tastenakrobat, aber einer, bei dem Musik eine Dringlichkeit bekommt, dass man sich ihr nicht entziehen kann. Gottfried von der Goltz ist ein begnadeter Musikant, voller Leidenschaft für die Musik und einer geradezu mitreißenden Klangsinnlichkeit. Sein feiner Geigenstrich lässt die Musik nicht nur strahlen. Er legt gleichsam ihr Wesen offen und macht ihre Struktur mit ungeheuerer Präzision erfahrbar.
Mit den jungen Musikern des European Union Baroque Orchestra, kurz Eubo, dessen Direktor im Fach Violine von der Goltz ist, hatte er Partner, die mit ebenso viel Leidenschaft und Engagement bei der Sache waren. Unter seiner Leitung spielten die Musiker ein ausgesprochen interessantes Programm, das die musikalische Strahlkraft des einstigen Barockzentrums Dresden (Konzerttitel: "The Dresden Network") vergegenwärtigte. Mit Jan Dismas Zelenka und Johann Georg Pisendel wurde an zwei Komponisten erinnert, die lange zu Unrecht vergessen waren. Aus Dresden schlug das Orchester die Brücke zu Antonio Vivaldi, Pisendels Lehrer und Freund, und zu Georg Philipp Telemann, der ebenfalls ausgesprochen angetan vom Elbflorenzler Pisendel war.
Mit Schwung und rhythmisch prägnant führte von der Goltz sein Orchester. Hinreißend demonstrierten die Musiker, was kammermusikalische Klangrede ist: ein lustvoller Wechsel aus Frage und Antwort, bei dem den Dialogpartnern die Spielfreude im Gesicht stand. Wunderbar Pisendels Violinkonzert in D-Dur, mit seinem intimen, nachdenklichen Andante und dem neckischen Allegro zum Ende. Zu temperamentvollen Spielleuten wurden die Musiker in Pisendels Tanzfolge "Imitation des caractères de la danse". Herrlich der Rigaudon, in dem der Süden Frankreichs auflebte und die Celli bisweilen wie eine Trommel klangen. Zum Höhepunkt des zweiten Teils geriet das Oboenkonzert von Antonio Vivaldi "Sassonia" mit der jungen Oboistin Clara Geuchen und ihrem vielfarbigen, wunderbar weichen Instrument.
Weitere Eubo-Konzerte im Trifolion am 13. November und 4. Dezember, jeweils 20 Uhr.

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