Luxemburg beschwört die Kraft der Kultur

Luxemburg · 82 Produktionen, zwölf mehr als im Vorjahr, bietet das Grand Théâtre in der kommenden Spielzeit. Im Musiktheater und Tanz liegt der Schwerpunkt bei internationalen Gastspielen und Co-Produktionen, im Schauspiel spielen Luxemburger Künstler eine gewichtige Rolle.

 Packende Bilder: Die Tanzcompagnie Carte Blanche aus Norwegen. Foto: Grand Théâtre

Packende Bilder: Die Tanzcompagnie Carte Blanche aus Norwegen. Foto: Grand Théâtre

Luxemburg. Im Großherzogtum ist alles anders, sagt ein geflügeltes Wort. Zumindest auf die Präsentation des Theaterprogramms trifft das zu. Es kommt quasi von oben eingeschwebt, überbracht von der Tänzerin Sylvia Camarda in Form einer Performance. Kunst, höchst kunstvoll zelebriert, l\'art pour l\'art sozusagen - ein schöner Luxus.
Dann spricht ein legerer junger Mann mit elegantem Schal und Jeans. Nein, kein neuer Ballett-Dramaturg, der neue Luxemburger Oberbürgermeister Xavier Bettel gibt sein Debüt als oberster Theater-Chef.
Er sieht nicht nur ganz anders aus als ein Stadtdirektor, er redet auch ganz anders. Dass man in Krisenzeiten beim Sparen nicht automatisch zuerst an die Kultur denken dürfe. Dass ein Theater die Visitenkarte einer Stadt sei. Dass Kultur für alle Bürger erreichbar bleiben müsse. Für ein deutsches Ohr klingt das in diesen Tagen äußerst ungewohnt - jedenfalls aus dem Mund eines Nicht-Kulturpolitikers. So wie die Versicherung Bettels, der aktuelle Etat des Grand Théâtres werde nicht angetastet. Auf dieser Basis kann Intendant Frank Feitler die kontinuierlichen Linien der vergangenen Jahre behutsam weiterentwickeln.
Deutlichstes neues Signal sind die 14 Luxemburger Eigenproduktionen, von denen sich viele um das Kapuziner-Theater gruppieren. Auch die Luxemburger Philharmoniker sind stark ins Programm eingebunden, treten sogar dank einer Co-Produktion in Paris auf. Die Botschaft ist deutlich, und sie ähnelt jener bei der Vorstellung der neuen Philharmonie-Spielzeit: Die Orientierung an einem hohen internationalen Niveau soll nicht zu einer Vernachlässigung der heimischen Szene führen.
Ansonsten bleibt das Grand Théâtre den Erfolgsgaranten, die dem Haus im vergangenen Jahr 70 000 Besucher bescherten, weitgehend treu. Bei der Oper setzt man auf Entdeckungen und Ausgrabungen eher unbekannter Werke, auf die Fortsetzung des Mozart-Zyklus (mit "La finta giardiniera" vom Festival Aix-en-Provence), auf einen Doppel-Abend mit der großen Anna Caterina Antonacci sowie auf einen Wagner-Parsifal mit edelster Bayreuth-Besetzung. Das experimentelle Musiktheater bringt die Begegnung mit Innovatoren wie Heiner Goebbels oder Nico and the Navigators.
Neue Ballett-Compagnien



Beim Tanztheater liefern 21 Produktionen einen kompakten Überblick zu der aktuellen Entwicklung des Ballett-Genres in der Welt. Natürlich fehlen die beliebten Star-Choreografen der vergangenen Jahre nicht, aber es gibt auch etliche neue, spannende Compagnien zu sehen.
Das Schauspiel liefert Klassiker und Zeitgenössisches gleichermaßen. Im Zentrum stehen zwei Groß-Werke der Regie-Giganten Peter Brook und Guy Cassiers. Deutschsprachige Produktionen kommen unter anderem aus Berlin und Hamburg und bringen große Namen wie Devid Striesow, Maren Eggert, Wolfram Koch, Josef Ostendorf, Gustav Peter Wöhler und Angela Winkler mit. Französischsprachige Aufführungen locken mit Superstars wie Bruno Ganz, Emmanuelle Béart, Jean-Louis Trintignant und Richard Bohringer.
Das komplette Programm mit vielen Details sowie Informationen zum Shuttlebus-Angebot aus Trier morgen, Donnerstag, auf zwei Seiten unserer TV-Beilage "Kultur de Lux".

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