Luxemburger Philharmonie: Der Neue und viele alte Bekannte

Luxemburg · Für die Saison 2013/14 der Luxemburger Philharmonie hat sich das Team um Generaldirektor Matthias Naske auf spektakuläre Neuerungen gar nicht erst eingelassen. Warum auch? Das Programm selber ist aufregend genug.

 Intendant ab September: Stephan Gehmacher. Foto: Philharmonie

Intendant ab September: Stephan Gehmacher. Foto: Philharmonie

Luxemburg. Das Motto klingt wie der Wahlslogan einer konservativen Partei. Bei der Vorstellung des Saisonprogramms 2013/2014 gab Philharmonie-Präsident Pierre Ahlborn die Parole "Kontinuität und Innovation" aus. Wobei der Akzent eindeutig auf der Kontinuität liegt. Kein Wunder. Zwar hat der designierte Intendant Stephan Gehmacher das Vorwort im gut 250 Seiten starken Programmheft mitsigniert, aber das Konzept trägt eindeutig die Handschrift von Matthias Naske und seinem Team.
Änderungen beschränken sich im Wesentlichen auf einen Wechsel der Akteure beim musikpädagogischen "Dating" und auf Titel in der Reihe "OPL + Aventure".
Immerhin hob Kulturministerin Octavie Modern bei der Begrüßung des künftigen Generaldirektors dessen Kompetenz beim Orchestermanagement hervor und machte damit indirekt deutlich, was Luxemburg von seinem neuen Kulturoberen erwartet. Die Fusion von Philharmonie und Orchestre Philharmonique hat sich jedenfalls bislang nur in der Organisation positiv ausgewirkt. Für spürbare Effekte im künstlerischen Bereich setzte Matthias Naske einen Zeitrahmen von zehn Jahren - großzügig, aber realistisch.
Zu den guten Bekannten, die sich in der kommenden Saison wieder auf dem Kirchberg einstellen, zählen Truls Mørk, Anne-Sophie Mutter, Christian Gerhaher, Mitsuko Uchida, Baiba Skride, die Dirigenten Franz Welser-Möst, Lorin Maazel, Riccardo Muti und Valery Gergiev. Dass das Orchestre Philharmonique mit Chef Emmanuel Krivine im Programm eine wichtige Rolle spielt, versteht sich. Was allerdings auch bedeutet, dass Luxemburgs Staatsorchester im internationalen Vergleich bestehen muss.
Unter den Novitäten dürfte neben Startenor Jonas Kaufmann das Gastkonzert der Berliner Philharmoniker unter Simon Rattle am spektakulärsten sein. Wobei die Berliner nicht nur Klassiker wie die Dritte von Brahms und Debussys "La Mer" im Gepäck haben, sondern auch ein neues Werk des prominenten Zeitgenossen Georg Friedrich Haas.
Im Übrigen ist das neue Programm wieder einmal gut für echte Entdeckungen. Zum Beispiel Isabelle Faust mit Bachs Musik für Violine allein. Oder Janine Jansen and Friends im Rahmen der "Soirées de Luxembourg". Das Neue-Musik-Festival "rainy days" lockt mit dem angenehm entschleunigenden Motto "take your time". Und das umfangreiche Kinder- und Jugendprogramm präsentiert etliche Veranstaltungen auf Deutsch, richtet sich also auch an die Besucher östlich der Sauer.
Die Besucherzahlen der vergangenen Saison wurden von Kulturministerin und Generaldirektor einhellig als "bemerkenswert stabil" bezeichnet. Tatsächlich bewegen sie sich mit geringen Abweichungen um 150 000 - davon mehr als 18 Prozent aus Deutschland (zum Vergleich: Belgien 6,44 Prozent, Frankreich 6,92 Prozent).
Trotzdem beschränken sich großregionale Aktionen auf eine "Klangprozession" von und mit Martin Folz und die Mitwirkung des Chur symphonique de la Grande Region (Einstudierung: Camille Kerger) an einer Aufführung von Mahlers Dritter unter Michael Tilson Thomas. Ein Lichtblick bleibt: Das seit Langem geplante "Chorfest für Chöre der Großregion" soll nun im Oktober 2013 stattfinden - als Auftakt zum europäischen Wettbewerb "Let the Peoples sing".
Programm auf www.philharmonie.lu und am 16. Mai in unserer TV-Beilage Kultur de Lux.

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