Mach’s noch einmal, Catherine!

BERLIN. Nach Jahren mit Kurzauftritten ("Broken Flowers") oder in Filmen, die fast niemand gesehen hat, wandelt Sharon Stone wieder über rote Teppiche – dank "Basic Instinct 2", einer Fortsetzung, an der niemand mehr Interesse hat als Stone selbst.

Nun wandelt sie wieder über rote Teppiche, Boulevard-Organe analysieren ihre Garderoben zwischen London, Rom, Paris und Madrid - anlässlich von "Basic Instinct 2", der Fortsetzung ihres größten Erfolges. Sharon Stone ist wieder da. Aber wo war sie? "Zurückgezogen" und "sich rar gemacht" lautet die Sprachregelung in Pressemitteilungen - in Wirklichkeit war sie nie weg, sie spielte eben fast nur in Filmen, die niemand sehen wollte. Der Thriller "Das Haus am Fluss" (2003), einer der langweiligsten Vertreter seines Genres, lief in leeren Kinos, das Spionagedrama "A Different Loyalty" (2004) landete ohne Umwege in der Videothek, und der teure Actionfilm "Catwoman" aus dem selben Jahr war ein Fiasko. Dass sie dort den Bösewicht des Stücks spielt, ein geschasstes, weil zu altes Ex-Model, könnte man als ironischen Kommentar zum filmischen Jugendwahn Hollywoods sehen, der aber nicht allein Stones Niedergang erklärt - gerettet hat das weder den Film noch Sharon Stones Karriere, die 1992 ihren Durchbruch erlebt hat. Damals spielt sie nach zahllosen Mittelklasse-Produktionen eine Schriftstellerin, die im Verdacht steht, im Bett einen Mann mit einem Eispickel getötet zu haben. "Basic Instinct" heißt der Film, der Elemente von Thriller, Softporno und Seifenoper verbindet und daraus maximalen Unterhaltungswert gewinnt - auch wenn er uns den Anblick von Michael Douglas' nackter Rückseite hätte ersparen können. Stone, mit gutem Aussehen, Talent und (je nach Regisseur) enormer Leinwandpräsenz gesegnet, ist der Star des Films, nicht nur durch die gewagte Szene, in der sie die miniberockten Beine übereinanderschlägt und dabei einen Mangel an Unterwäsche offenbart. Einen Mangel an Instinkt für gute Rollen beweist sie im Anschluss: "Sliver" (93) ist ein schlaffer Erotik-Thriller, "The Specialist" (94) ein müder Actionfilm. Trotz dieser Filmgurken engagiert Martin Scorsese sie 1995 für sein Las-Vegas-Drama "Casino", in dem Stone neben Robert DeNiro auftritt, für den Oscar nominiert wird und einen Golden Globe gewinnt.Großes Comeback ist fragwürdig

Und danach? Das Krimi-Remake "Diabolique" (1996) gerät grotesk, das Science-Fiction-Spektakel "Sphere" (1998) an der Seite von Dustin Hoffman ebenso öde wie die Komödie "Die Muse" (1999) unlustig. Ab da werden die Filme kleiner, viele kommen nicht einmal mehr ins Kino. Nun mutet "Basic Instinct 2", die späte Fortsetzung, wie eine Verzweiflungstat an: Zeitweise war Regisseur David Cronenberg im Gespräch, was durchaus eine interessante Kollision von Diva und Kino-Extremist hätte ergeben können. Doch nun führt Michael Caton-Jones ("Rob Roy") Regie, eher ein guter Handwerker denn ein Visionär oder Grenzüberschreiter. Mit dem großen Comeback wird es so wohl nichts werden, könnte Stone aber dazu bewegen, ihr Glück in unkommerziellen Filmen zu versuchen. Jüngst, in Jim Jarmuschs bittersüßem "Broken Flowers" als Rennfahrer-Witwe mit Lolita-Tochter, war sie famos - und musste nicht einmal Eispickel schwingen oder Beine übereinanderschlagen.