Majestätisch, satt und mächtig: Widor-Sinfonie im Trierer Dom

Trier · Vor dem letzten Abend der Internationalen Orgeltage (IOT) im Trier er Dom ist Domorganist Josef Still schon recht zufrieden. Auch beim jüngsten Konzert gab es eine erfreuliche Zuhörerresonanz.

Trier. Manche Musikfreunde betrachten Orgelkonzerte als Nischenveranstaltungen für einige wenige Spezialisten. Mit durchschnittlich über 200 Besuchern belegten die IOT in der Trierer Domkirche, dass zumindest an der Mosel auch dieses Genre einen guten Zuspruch hat. Dies galt auch für den vorletzten Abend, bei dem David C. Jonies an der großen Klaisorgel Platz nahm. Der Kathedralorganist aus Chicago in den USA hat seine Wurzeln im niederbayerischen Deggendorf und ging, wenn auch um etliche Jahre später, in denselben Kindergarten wie der Trierer Domorganist. Für sein Konzert hatte er ein breitgefächertes Programm vorbereitet, das von Dietrich Buxtehude bis zu Charles Marie Widor reichte.
Beherzt, fast schon ein wenig keck startete Jonies mit Buxtehudes E-Dur Präludium, BuxWV 141, und der Triosonate c-Moll, BWV 526, von Johann Sebastian Bach. Absolut akkurat gespielt, kollidierten die manchmal etwas forschen Tempi leider mit der Akustik des Domes. Zu einem Ohrenschmaus geriet ihm der langsame Satz der Triosonate, die er sehr durchsichtig registriert hatte. Gewisse Längen wiesen die drei nicht uninteressanten und technisch anspruchsvollen Werke des amerikanischen Komponisten Leo Sowerby auf.
Insbesondere die "Fantasie" hatte die Tendenz, zu einer Geduldsprobe zu werden. Am Ende stand Widors sechste Sinfonie, die Jonies majestätisch in den Raum schickte. Satt und mächtig breiteten sich die Klänge aus, wiesen wirbelnde Virtuosität gleichermaßen auf wie die notwendige Gravität. In den beiden langsamen Sätzen kamen die romantischen Eigenschaften der Domorgel überzeugend zum tragen. Ein erlebnisreicher Abend. gkl

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