Mal sanft, mal rotzig - und stets mit Humor - Marla Glen begeistert Publikum mit Soul und Charisma

Bitburg · Eine Mischung aus Blues, Soul und Rock \'n\' Roll hat Marla Glen mit ihrer Band in der Stadthalle Bitburg zelebriert und 400 Fans mitgerissen. Kokettierend mit ihrer maskulinen Ausstrahlung, mit ihrer tiefen, ausdrucksstarken Stimme, überbordendem Temperament und viel Humor machte sie eigene Hits und Coverversionen zum Erlebnis.

 Marla Glen reißt mit ihrer individuellen Interpretation von Soul und Blues die Zuhörer in Bitburg von den Stühlen. TV-Foto: Anke Emmerling

Marla Glen reißt mit ihrer individuellen Interpretation von Soul und Blues die Zuhörer in Bitburg von den Stühlen. TV-Foto: Anke Emmerling

Foto: Anke Emmerling (ae) ("TV-Upload Emmerling"

Bitburg. Marla Glen könnte durchaus als Kerl durchgehen, das weiß sie und hat es zu ihrem Markenzeichen gemacht. Im Anzug mit Hemd, Krawatte und Herrenhut kommt die Frau mit der knabenhaften Statur auf die Bühne. Und obwohl man weiß, dass sie eine außergewöhnlich tiefe Stimme besitzt, sorgt ihre erste Ansprache für Verblüffung. Mit diebischer Freude knurrt sie in allerdunkelstem Bass. Darin äußert sich gleich auch ihr clownesker, selbstironischer Humor, der an diesem Abend noch für viel Spaß sorgen wird.Blues mit Aha-Erlebnis


Dann fängt die 55-Jährige gebürtige Chicagoerin an zu singen, einen Blues, den sie schon im Teeniealter geschrieben hat. Es ist so etwas wie ein Aha-Erlebnis. Ihre rauchige Stimme, die mal knödelig gepresst, mal knurrig, schräg und rotzig, aber auch ganz warm und sanft timbrierend klingt, ist in diesem Moment nicht nur ein Transportmittel für die Stimmung dieser Musik, sie ist der Blues selbst. Als i-Tüpfelchen streut Marla Glen noch beseelte Mundharmonika-Partien dazwischen - die ersten Fans sind bereits hin und weg. Einige tanzen schon, bald werden es mehr.
Denn Glen und ihre Band aus einem Pianisten, einem Bassisten, einem Schlagzeuger und zwei Backgroundsängerinnen, von denen eine auch Saxofon und Querflöte spielt, legen nach. Es folgen toll groovende Soulkracher, zu denen Glen mit Hang zur Exzentrik selbst temperamentvoll die Glieder bewegt oder in wilder Mimik herumalbert. Die erste ruhigere Nummer ist die Coverversion des Rolling-Stones-Titels "Ruby Tuesday". Hier zeigt Glen, wie ernst und tiefsinnig sie sein kann. Ihre gefühlvolle Interpretation löst wohlige Gänsehautschauer aus. Auch Neill Youngs Singer-Songwriter-Ballade "Old Man", die sie zu "Old Woman" umgedichtet hat, kommt mit dieser berührenden Intensität herüber.
Für ausgelassene Stimmung sorgen ihre eigenen, temporeichen Hits, zum Beispiel der Reggae "Cost of Living" oder die Disco-Soul-Nummer "Follow You". Die Stücke gehen mit rhythmischen Mustern aus Blues, Soul, Gospel oder Rock und eingängigen Melodien ins Ohr, werden aber durch Glens Performance zu einer Klasse für sich. Wenn man für sie Vergleiche suchte, liefe es in Ansätzen auf eine Mischung aus Tom Waits, David Bowie und Whoopi Goldberg heraus.Einsatz an der Mundharmonika


Aber Marla Glen ist Marla Glen, ein Individuum, eine Type, die in ihrer Originalität einzigartig ist, die bedingungslosen Einsatz zeigt, ob als Sängerin, Entertainerin oder Instrumentalistin an Mundharmonika, Gitarre und Trommeln. Vielleicht ist das mit ein Grund, warum sie heute - nachdem ihr Durchbruch und großer Erfolg schon rund 20 Jahre zurückliegen, und es zwischendurch ruhig um sie war - noch immer so viele Fans hat.
In Bitburg jedenfalls ist es das Gros des Publikums. Viele kennen noch die Texte oder begrüßen Titel beim ersten Akkord schon mit Applaus. Kein Halten gibt es mehr, als Glen zum Ende auch noch ihren Welthit "Believer" anstimmt. Stehende Ovationen belohnen eine Künstlerin und ein Konzert von zeitloser Klasse.

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