Malerei Maler Werner Seipel aus Bernkastel-Kues wäre jetzt 100 Jahre alt

Bernkastel-Kues · Werner Seippel hat als Maler, Grafiker und Galerist maßgeblich das kulturelle Geschehen der Region geprägt.

 Der Künstler Werner Seippel wirkte mehr als 30 Jahre an der Mosel.

Der Künstler Werner Seippel wirkte mehr als 30 Jahre an der Mosel.

Foto: Eva-Maria Reuther

„Alle Gegenwart braucht die Vergangenheit“, hat mal ein kluger Mann geschrieben. Auch Werner Seippel ist seit langem Vergangenheit. Und doch ist die Erinnerung an den Maler, Grafiker und Galeristen, der dieser Tage 100 Jahre alt geworden wäre, noch immer gegenwärtig.

Das hat seinen guten Grund. Hat doch der 1999 gestorbene Künstler ein denkwürdiges Stück regionaler Kulturgeschichte gestaltet. „Wenn ich an Werner Seippel denke, denke ich an ein Original, an eine herausragende Künstlerpersönlichkeit, die mehr als drei Jahrzehnte maßgeblich das Kultur-und Kunstgeschehen in unserem Landkreis geprägt hat,“ erinnert sich Gregor Eibes, der Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich in einem Katalogbeitrag.

Bereits 50 Jahre alt war der gebürtige Frankfurter, als er der Liebe wegen 1967 an die Mosel kam. Was er mitbrachte, war nicht nur eine gestandene Künstlerbiografie und ein enormes Netzwerk internationaler Kontakte. Was ihn wirkmächtig werden ließ und unvergesslich für Anhänger wie Gegner, ist die explosive Mischung aus großer Eigenwilligkeit, Sachverstand und leidenschaftlicher Liebe zur Kunst, die aus dem Mann mit der bedrohlichen Stirnfalte, einen ständig brodelnden Vulkan machte.

Dazu kamen seine umtriebige Hartnäckigkeit und sein unermüdlicher Schaffensdrang. „Hier Seippel, wie geht’s“, eröffnete er regelmäßig seine fernmündlichen Kunst-Offensiven. Dabei war der Wahlmoselaner alles andere als ein künstlerischer Wirrkopf oder gar Traumtänzer. Wer sich auf seinen streitbaren Geist einließ, erkannte schnell: Dieser scharfsinnige, unerschrockene Krieger in Sachen Kunst stand auf solidem Boden. Das kam nicht von ungefähr. Nach dem Studium an der Kunstschule Offenbach und der Kunstakademie München wechselte er nach Frankfurt zum Studium der Bühnenbildnerei, unter anderem zu Caspar Neher, dem Vater des modernen Bühnenbildes, weithin bekannt als Freund Bert Brechts und als dessen Lieblingsbühnenbildner.

Die Zeit bei Neher war fraglos prägend für den jungen Künstler. Sein Leben lang blieb für Seippel die Leinwand eine Bühne, auf der er seine Bildideen inszenierte, einzig dem Bildraum und der Form verpflichtet. Klangvoll orchestrierte sie die Farbe. Noch sein letztes dramatisches Ausdrucksmittel, die Sprengmalerei, ein Aussprengverfahren, ähnlich dem Batik, ist nicht ohne seine theatralische Erfahrung denkbar.

Was Seippel widerfuhr, ist in vielem typisch für seine Künstlergeneration. Kriegsdienst, Zerstörung des Frankfurter Ateliers, die Entdeckung der französischen Moderne mit Matisse und Picasso nach dem Krieg, gehören zu den Stationen seines Lebenswegs. Überhaupt waren Aufbruch und Entdeckung alle Zeit Seippels Ding.

Noch zu Zeiten des „Eisernen Vorhangs“ organisierte er neben anderen Projekten im In-und Ausland einen Ausstellungsaustausch mit Dresden und stellte selbst in Moskau aus, wo er Chagall traf. Als Leiter der Sektion Bildende Kunst im internationalen Austauschzentrum der Bundesrepublik in Frankfurt organisierte er zahlreiche Ausstellungen im In-und Ausland. Auch als er 1976 mit seiner Frau in der Traben-Trarbacher Brückentorschänke eine Galerie eröffnete, konnte er als langjähriger Leiter der Frankfurter Galerie am Dom von reicher Erfahrung profitieren. Vier Jahre später wechselten die Seippels nach Bernkastel-Kues und übernehmen das Cusanus-Geburtshaus. Auf eine nie wieder erreichte Art öffnete Seippel der Region Fenster in die Kunstwelt. Große Namen wie Salvador Dali, Otto Dix oder Max Liebermann hat er dorthin geholt, ohne wegzudrücken, was hierzulande an künstlerischer Aktivität vorhanden war.

Für Weitblick sorgte Seippel auch als Kunsterzieher in Traben-Trarbach und Wittlich sowie als Leiter zahlloser Aquarellkurse. Schüler wie Kunstfreunde nahm er „mit seinen Worten und Werken“ mit, in eine „von der schöpferischen Kraft der Kunst dominierte Welt“, erinnert sich im gleichen Katalog Beate Läsch-Weber, die Vorgängerin Eibes.

Auch im eigenen Schaffen blieb der Mann, hinter dessen zuweilen schroffem Wesen sich künstlerischer Feinsinn und Sensibilität verbargen, lebenslang unterwegs in die Welt draußen und die im eigenen Innern.

Von dort brachte er all seine Bilder mit, seine lichtdurchfluteten Reiseaquarelle, seine hochemotionale Sprengmalerei und seine virtuosen Druckgrafiken. Zum Geburtstag hat das Cusanus Geburtshaus dem Künstler eine eindrückliche Ausstellung mit Aquarellen, Druckgrafik und Sprengmalerei aus dem Nachlass ausgerichtet.

Die Ausstellung läuft bis 28. Januar. Geöffnet ist sie dienstags bis samstags 13 bis 17 Uhr, sonn- und feiertags von 11 bis 14 Uhr, Telefon 06531/2831.

Weitere Informationen auf: www.nikolaus-von-kues.de/geburtshaus

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