"Man muss dem Herzen folgen"

HILLESHEIM. Corinne Hofmann, besser bekannt als die "Weiße Massai" las im Rahmen des Eifel-Literatur-Festivals in der Eifel-Filmbühne in Hillesheim vor mehr als 280 Zuhörern aus ihrem dritten Buch "Wiedersehen in Barsaloi". Vor ihrer Lesung gab sie dem Trierischen Volksfreund ein Interview.

Ihre Eltern haben Sie nie in Afrika besucht. Warum?Hofmann: Sie hatten einen Hund und Flugangst. Ich hätte auch gar nicht gewusst, wo ich sie unterbringen soll. Nach einer Dreitagereise durch den Dschungel und dann in eine Kuhfladenhütte - also wenn man nicht verliebt ist, dann ist das kein Spaß. Es ist nicht jedem gegeben, durch Afrika zu reisen. Nicht mal meine Brüder, die ja eher abenteuerlustig sind, kamen nach Barsaloi. In ihrem dritten Buch "Wiedersehen in Barsaloi" erzählen Sie, wie Sie nach 14 Jahren Ihre Familie wieder sehen. Warum war es Ihnen wichtig, darüber ein Buch zu schreiben?Hofmann: Beim ersten Buch gab es nicht so das Happy End. Millionen Leser haben mit mir gelitten und wollten gerne wissen, wie es weitergeht. Für mich war das Wiedersehen das Happy End. Da kann man weit suchen, bis man einen Mann findet, der so positiv reagiert, wenn man nach 14 Jahren zurückkommt, nachdem man mit dem Kind abgehauen ist. Haben Sie keine Angst, dass Ihre afrikanische Familie ungewollt populär wird und sich Touristenströme aufmachen, um die Originalplätze der Weißen Massai zu sehen?Hofmann: Es gibt immer wieder mal Einzelne, die kommen. Aber es sind ganz, ganz wenige. Dort herrscht einen riesige Dürre. Es wird sehr davon abgeraten, in die Region zu reisen. Außerdem ist es nicht einfach, nach Barsaloi zu kommen. Die Familie und ich fänden das auch nicht so lustig. Haben Sie vor, nochmal nach Afrika zu reisen, um Ihre Familie zu besuchen?Hofmann: Beim nächsten Mal muss ich meine Tochter mitnehmen. Das würden die sonst nicht verstehen, wenn ich ohne sie käme. Aber erst, wenn sie 18 Jahre alt ist und den Wunsch hat, ihren Vater und ihre Oma kennen zu lernen. Mit Ihrem Wissen heute: Ist es überhaupt möglich, dass eine Ehe zwischen einer "Weißen" und einem Samburu-Krieger funktionieren kann?Hofmann: Die neuen Generationen sind anders als mein Ex-Mann. Die sind zur Schule gegangenen. Aber es ist nicht unbedingt daran gescheitert, ob jemand zur Schule ging oder nicht. Da gibt es die kulturellen Schwierigkeiten und den generellen Überlebenskampf. Diese Angst, dass man stirbt. Das heißt aber nicht generell, dass das nicht funktionieren kann. An der Küste kann man sogar wunderbar leben. Aber da oben, wo ich gelebt habe, eher nicht. Sie hatten zweimal Malaria und waren auch sonst oft lebensgefährlich krank. Leiden Sie noch unter Nachwirkungen?Hofmann: Ich habe keine Ausbrüche mehr. Meine Konstitution heute ist auch zehnmal besser als damals, das macht schon wahnsinnig viel aus. Man sieht noch die Spuren im Blut, aber nur noch ganz schwach. Die Tropenärzte sagen, das sei ein Wunder. Würden Sie sich heute anders verhalten als damals ?Hofmann: In meinem Alter hoffe ich nicht, dass ich mich noch mal in den Busch verlieben werde. Dafür braucht man wahnsinnig Kraft, die hätte ich vielleicht nicht mehr. Aber wenn man so tief in Liebe fällt, dann muss man dem Herzen folgen. Ich bin eine glückliche, zufriedene Frau. Ich denke nie, ich habe was verpasst im Leben. Meine afrikanische Familie ist für mich eine Bereicherung, und ich habe eine wunderschöne, ganz liebe Tochter. Was vermissen Sie am meisten von Afrika?Hofmann: Die Fröhlichkeit. Da wird viel gelacht. Es herrscht eine Unbeschwertheit, eine gewisse Leichtigkeit. Obwohl wir es viel einfacher mit dem Leben haben, ist hier alles schwerer. Man kommt nach Afrika und hat das Gefühl, die Sorgen sind weg. Dort wird man getragen von der Familie und der Gemeinschaft. Hier sitzt man im Flugzeug eng gequetscht nebeneinander und sagt noch nicht mal Hallo. Das finde ich fast unverschämt. Das würde in Afrika nie passieren. Woran arbeiten Sie gerade?Hofmann: Ich würde gerne noch mal was schreiben, aber nicht mehr über die Familie. Ich plane nicht mehr so. Das habe ich auch in Afrika gelernt. Ich lasse das Leben auf mich zukommen. Ich suche nichts, ich plane nichts, es kommt zu mir, wenn der Zeitpunkt da ist. Das Interview führte unsere Redakteurin Stefanie Glandien. Ludwig Lugmeier liest am 6. Juni um 20 Uhr im Amtsgericht Bitburg. Der Eintritt ist frei. Anmeldung erbeten unter Telefon: 06551/2489. Am Mittwoch, 7. Juni, 20 Uhr, ist er zu Gast in der Fridolin-Event-Garage in Mayen.

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