Konzert So war’s bei Mando Diao in Luxemburg

Luxemburg · Schweden-Rock mit vielen Hits und ein paar Längen. So war’s bei Mando Diao in Luxemburg.

 Die schwedische Band Mando Diao mit Frontmann Björn Dixgard (rechts) und Gitarrist Jens Siverstedt beim Auftritt im Luxemburger Atelier.

Die schwedische Band Mando Diao mit Frontmann Björn Dixgard (rechts) und Gitarrist Jens Siverstedt beim Auftritt im Luxemburger Atelier.

Foto: TV/Andreas Feichtner

Eine Rock’n’Roll-Band, die gerade auf dem Sprung ist, auf dem Weg nach ganz oben. Die ihre großen Hits noch vor sich hat. Das weiß sie noch nicht, aber sie spürt es. Die Auftritte als Headliner bei den großen Festivals. Eine Band, die scharenweise angehimmelt wird von Teenies, die auch keine Probleme mit den forschen Tönen der beiden Frontmänner haben, die man leicht als Arroganz missverstehen könnte („besser als die Beatles“). Über ihnen: nur noch der Himmel.

Das ist Mando Diao. Pardon, es muss natürlich heißen: Das war Mando Diao. Es ist lange her. Im Jahr 2003, vielleicht noch 2004. Damals spielte die schwedische Band mal in Trier an der Universität, bei der MTV-Campus-Invasion. Wer gerade grübelt, ob es MTV noch gibt: ja, gibt’s noch. Und wer damals noch studiert und gefeiert hat, steht heute vielleicht schon mit beiden Beinen in der Midlife-Crisis.

 Die schwedische Band Mando Diao beim Auftritt im Luxemburger Atelier. Foto: Andreas Feichtner

Die schwedische Band Mando Diao beim Auftritt im Luxemburger Atelier. Foto: Andreas Feichtner

Foto: TV/Andreas Feichtner

Auch Mando Diao gibt es noch. Zwar nicht mehr in der Besetzung von damals – gravierendster Unterschied: Björn Dixgards kongenialer Rampensau-Partner Gustaf Norén ist seit 2015 nicht mehr dabei. Aber die Schweden sind immer noch für heiße Abende zu haben, das zeigen sie beim Auftritt im vollen, wenn auch nicht ganz ausverkauften Atelier. „Du weißt nie, wie lange eine Fähigkeit anhält. Was den Rock‘n‘Roll betrifft, währt das höchstens bis 30“, sagte Björn Dixgard mal in einem Interview. Überraschenderweise war er damals noch keine 30, inzwischen geht er stramm auf die 40 zu. Aber für den Rock’n’Roll ist er natürlich nicht zu alt. Nach ein paar Songs ist Dixgard auf Betriebstemperatur, das schwarze Hemd angemessen durchgeschwitzt, Schlagzeuger Patrik Heikinpieti verzichtet angesichts der Hitze gleich auf ein Shirt. In diesen Momenten und bei Songs wie „Long Before Rock’n’Roll“ spürt man noch, warum es die Band aus der Kleinstadt Borlänge auf die großen Bühnen der Welt trug. Der Wille, die Leidenschaft, die Dringlichkeit – das steckt vor allem in den alten Songs, die nach vorne gehen, wie „Down in the Past“. Mit dem Song beenden Mando Diao nach anderthalb Stunden das Set. In den Zugaben gibt’s dann noch „Black Saturday“, ein synthielastigeres Stück von 2014, und zum Abschluss des Abends „Dance With Somebody“. Der größte Hit der Band von 2009 ist ziemlich zeitlos, immer noch frisch – und der perfekte Rausschmeißer. Aber das sind einzelne Höhepunkte eines Abends, der auch einige Längen hat – auch wenn Dixgard das Publikum immer wieder gestenreich anfeuert und auch die Bandkollegen einen guten Job erledigen. So mag man Mando Diao zwar nicht übelnehmen, dass sie dem noch aktuellen Album „Good Times“ von 2017 viel Raum geben – sie spielen sieben Stücke davon, darunter sind ziemliche Belanglosigkeiten wie „Hit me with a Bottle“ oder „One Two Three“. Da wird’s spannend sein zu sehen, wie die Schweden auf dem nächsten Album klingen werden. Der schnelle Rock’n’Roll steht ihnen jedenfalls besser als die Midtempo-Nummern.

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