Martin Sonneborn- ein Wolf im Schafspelz

Trier · Ein Auftritt des Satirikers und Ex-Titanic-Chefredakteurs Martin Sonneborn hat mehr als 200 junge Leute ins Trierer Exhaus gezogen. Sie hatten viel Spaß bei einer Propagandaveranstaltung für die von Sonneborn geführte Partei "Die Partei".

 In lockerem Plauderton serviert Martin Sonneborn Anekdoten über subversiv-satirische Politaktionen. TV-Foto: Anke Emmerling

In lockerem Plauderton serviert Martin Sonneborn Anekdoten über subversiv-satirische Politaktionen. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Mehr als 200 Leute im Schüler- und Studentenalter stehen vor dem Exhaus Schlange, um zur Veranstaltung "Krawall und Satire" von Martin Sonneborn eingelassen zu werden. Da kommt just der über den Hof. "Der sieht ja ganz unscheinbar aus", wundert sich eine junge Frau. Schließlich gilt Sonneborn als Enfant terrible, bekannt dafür, mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen die Medien- und Politiklandschaft aufzumischen. Ein Wolf im Schafspelz also? In gewisser Weise ja. Denn ohne sein seriöses Auftreten und seine vordergründige Anpassung an Konventionen wäre vieles von dem, was an diesem Abend zur Sprache kommt, nicht möglich gewesen.
An der Grenze der Satire


In lockerem Plauderton geht es um Aktionen der von ihm und der Titanic-Redaktion 2004 gegründeten Satire-Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Eliteförderung und basisdemokratische Initiative, kurz "Die Partei". Sonneborn erzählt beispielsweise, wie er als deren Vorsitzender Medien, lokale Politiker und Wirtschaftsvertreter zur Wiedererrichtung eines Teils der deutsch-deutschen Mauer an der hessisch-thüringischen Grenze eingeladen hat. Mit Fotos illustriert er, wie dort trotz der Ungeheuerlichkeit der Idee ein gängiger Ritus ablief. Bürgermeister posierten zum Spatenstich, eine Gewerkschaftsgruppe diente sich zum Mauerbau an. Und Ordnungskräfte sahen zu, weil das Ganze durch Anwesenheit der Politiker staatlich abgesegnet wirkte.
Sonneborn hat sich in seiner Magisterarbeit theoretisch mit der Wirkungsmöglichkeit von Satire befasst. Seine Aktionen sind der praktische Beweis, dass sie das herrschende System und aktuelle Befindlichkeiten provozieren und entlarven kann.
Partei-Ortsverein auch in Trier


Offensichtlich will er aber auch wissen, wie weit er auf dem Experimentierfeld Mensch mit der manipulativen Kraft der Satire gehen kann. Und da scheint es über das Mittel "Spaß" wenig Grenzen zu geben. "Der erzählt voll geile Storys", befinden junge Männer aus dem Publikum. Sie tragen "Partei"-Uniform mit roter Krawatte. Die Gründung eines "Partei"-Ortsvereins Trier wird ausgerufen, und jemand fordert, die Idee des Mauerbaus auch auf das Saarland auszudehnen... ae

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