Marxistische Revolution auf Raten

Das Gespenst von Karl Marx in einer Trierer Bank-Filiale? Bei "Rendezvous nach Kassenschluss" ist genau das Realität. Ist Marxismus der Weg aus der Finanzkrise? Mit viel Humor wird eine Antwort auf diese Frage gesucht.

 Das „böse, schwarze Kapital“ (gespielt von Helge Gutbrod) treibt bei „Rendezvous nach Kassenschluss“ sein Unwesen in der Bankfiliale. TV-Foto: Benedikt Nabben

Das „böse, schwarze Kapital“ (gespielt von Helge Gutbrod) treibt bei „Rendezvous nach Kassenschluss“ sein Unwesen in der Bankfiliale. TV-Foto: Benedikt Nabben

Trier. (ben) Samstag, 20 Uhr: Längst sind zu dieser Zeit alle Lichter in der Volksbank-Filiale am Viehmarkt erloschen. Normalerweise. Doch an diesem Abend sitzen über 50 Zuschauer im Kundenraum. Rechts von ihnen sind die Büros der Kundenberater, links die Schalter. Überall stehen Leute, die über Geldanlagen verhandeln und beraten - es wirkt fast wie normaler Geschäftsbetrieb. So beginnt das Stück "Rendezvous nach Kassenschluss" von Judith Kriebel.

In der Inszenierung wird mit viel Humor, aber auch mit vollem Ernst die aktuelle Situation der Finanzkrise beleuchtet. Sind die Ideen von Karl Marx ein Lösungsweg? Ist es Zeit für eine Revolution? Auf die Frage nach dem "besten" System scheint keiner eine Antwort zu kennen. Am Ende scheitert die Revolution und alles läuft weiter wie zuvor.

Doch bevor die Aufführung in der Bank begann, hatte Stephan Vanecek den Zuschauern bei einer kleinen "Stadtführung" die wichtigsten Fakten über Karl Marx und seine Ideen vermittelt.

Vanecek, mit einem roten Regenschirm als Erkennungszeichen in der Hand, führte die Gruppe vom Theater zum Karl-Marx-Haus. Auch wenn nicht alle große "Marx-Kenner" waren, wusste doch jeder auf Vaneceks Frage, was die Lieblingsfarbe von Marx gewesen sei, die passende Antwort: "Rot natürlich!"

Die Volksbank am Viehmarkt als Zielpunkt der Führung passte nicht nur ideal zu dem Inhalt des Stückes, sondern hat auch aus historischer Sicht besondere Bedeutung. Wie Vanecek erklärte, wurde im hinteren Teil des Gebäudes Marx spätere Ehefrau, Jenny von Westphalen, geboren.

Mit minutenlangem Applaus quittierten die Zuschauer die Leistung der Schauspieler. "Es war sehr ungewöhnlich, aber durchaus zeitgemäß", sagt Magdalena Ebeling. Auch Volker Fusenig aus Trier gefiel der besondere Spielort: "Es war spannend. Das war eine ganz andere Sicht auf die Themen."

Walter Liederschmitt war dagegen von dem Stück enttäuscht, er fand es zu verworren: "Ich hatte mehr erwartet. Letzen Endes weiß ich nicht, worauf das Stück hinaus will. Soll man jetzt sein Konto auflösen oder die Bank in die Luft sprengen? Ich kann leider nichts mit nach Hause nehmen."

Die große Mehrzahl der Zuschauer war jedoch von der ganz besonderen Aufführung an einem einzigartigen Aufführungsort begeistert.

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