Ausstellung Überzeugende Behauptungen
Trier · Die Trierer Gesellschaft für Bildende Kunst zeigt in der Galerie Palais Walderdorff Arbeiten von Matthias Strugalla und Stefan Forler.
Jemand ist vor Freude oder Schmerz außer sich. Was die bekannte Redensart mit Worten verbildlicht, kommt einem unwillkürlich in den Sinn, wenn man dieser Tage die Arbeiten von Matthias Strugalla in der Galerie Palais Walderdorff betrachtet.
In der Bilderwelt des Künstlers treten die Figuren gleichsam aus sich heraus, fallen aus ihren Umrissen, purzeln und schweben im Bildraum. Die Masse ihrer Körper scheint sich ins Formlose zu verlieren. Strugallas augenscheinlich haltlose Menschen sind allerdings in dieser Schau nicht allein.
Seinen eindrücklichen Arbeiten auf Papier stehen im Galerieraum die stringenten, selbstbewussten Stahlskulpturen von Stefan Forler gegenüber. Um es gleich vorab zu sagen: Man hat lange nicht mehr einen so reizvollen Dialog zwischen Kunstwerken gesehen, wie in dieser unbedingt sehenswerten Ausstellung.
Mit dem in München und Landau lebenden und arbeitenden Stahlbildhauer Stefan Forler gibt es zudem einen hierzulande bislang unbekannten Künstler und sein lohnendes Werk zu entdecken.
Doch zunächst zu Matthias Strugalla: Der in Pirmasens ansässige Künstler ist in Trier kein Unbekannter. Seit Jahren ist er dort Mitglied der Gesellschaft für Bildende Kunst. Seine Arbeiten waren mehrfach in der Region zu sehen. Strugalla ist ein äußerst konsequenter Künstler, ein Zeichner, der im Umgang mit der Tusche die Linie in den poetischen Raum erweitert hat.
So sind auch seine Trierer Arbeiten allesamt Symbiosen aus Zeichnung und Malerei. „Alles Behauptung“ heißt der leicht selbstironische Titel der Ausstellung. Als eine Welt der Unsicherheit, der Vorgaben und fragilen Selbstermächtigungen kann man auch jene Grauzone aus Tusche und Zeichenstift verstehen, in der sich die menschlichen Figuren aus Strugallas Bilderwelt bewegen.
Wer den Künstler kennt, weiß um sein nachdenkliches Wesen. Und so muten auch die Trierer Arbeiten wie im Bild veräußerte philosophische Überlegungen zur unsicheren sogar haltlosen Existenz des Menschen und seiner Gewissheiten an.
Als Reflektion über die Fragwürdigkeit menschlichen Seins und Scheins lässt sich die dynamische, in ihren Grautönen subtile Bilderreihe ebenso lesen. Wo in Strugallas Arbeiten alles unsicher und in der Auflösung begriffen bleibt, da wirken Stefan Forlers Stahlarbeiten geradezu zielsicher.
Längst hat sich der Stahl darin aus jeder Körperlichkeit zur Linie hin verschlankt und befreit, die Raum greift und ihn neu definiert. Eine ungeheure Leichtigkeit des Seins geht von Forlers selbstbewussten Stahlarbeiten aus, die als kecke Linien wie Ausrufezeichen in den Raum ragen, sich drehen oder kokett um einen Sockel winden.
Selbst da, wo sie sich zu Skulpturen zusammenfügen und Raumkörper schaffen, bleiben die Räume durchlässig und transparent, die Linien dynamisch und im Fluss. Minimalistisch kann man Forlers Arbeiten nennen.
Es ist ein Minimalismus, der sich auf formale Askese beschränkt, um Freiheit zu schaffen und Geist, Vorstellung und Fantasie, Raum zu geben. Alles bildkünstlerische Behauptungen eben, die sich der Diskussion stellen und dem Diskurs öffnen, ja geradezu dazu einladen.
Öffnungszeiten: Bis 18. Dezember, donnerstags 17 bis 20 Uhr, freitags 15 bis 18 Uhr, samstags 13 bis 16 Uhr.
Mehr Infos: gb-kunst.de