Maximierung Mensch: Das Festivaltagebuch

In Luxemburg muss Maximierung Mensch noch ein bisschen bekannter werden (siehe oben), in Trier scheint es schon gut zu funktionieren. Beim Ein-Personen-Drama "Foxi, Jussuf, Edeltraut" am Dienstagabend war das Theaterfoyer gut gefüllt, die angekündigte Länge von über drei Stunden wurde übrigens deutlich unterschritten.

 Taxifahrer, Museumswärter, Mutter: Markus John spielt sie alle in „Foxi, Jussuf, Edeltraut“. Foto: Veranstalter

Taxifahrer, Museumswärter, Mutter: Markus John spielt sie alle in „Foxi, Jussuf, Edeltraut“. Foto: Veranstalter

Dafür gab\'s gestern einen Acht-Stunden-Marathon bei der wissenschaftlichen Tagung der Uni Trier. Zum Auftakt hagelte es reichlich Schelte für die städtische Kulturpolitik. Gastreferent Jürgen Berger siedelte den Entwurf kulturpolitischer Leitlinien "irgendwo zwischen Dummheit und Zynismus" an, und auf diesem argumentativen Niveau blieb es bei der Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation des Theaters. Gegenpositionen waren nicht vorgesehen, auch nicht bei einer abendlichen Diskussionsrunde von Dramaturgen und Referenten aus benachbarten deutschen Theatern. Offenbar fühlt man sich wohler, wenn man sich auf den Zinnen der Trutzburg gegenseitig die Richtigkeit der eigenen Meinung bestätigt. Dialog sieht anders aus. Festivalchef Peter Oppermann schien es zu merken, aber sein morgendlicher Appell, konstruktiv und nach vorne zu diskutieren, blieb in dieser Konstellation aussichtslos. Eine verpasste Chance, umso mehr, als die wissenschaftliche Konferenz jede Menge Stoff für eine Debatte geboten hätte. Da kamen nämlich alternative Theatermodelle, revolutionäre Ideen und der Aufstand gegen Autoritäten und Apparate aufs Tapet - ein reizvoller Kontrast zum aktuellen Scharen ums gute alte Stadttheater. Trotz der Hitze waren selten weniger als 50 Zuhörer im Theaterfoyer mit von der Partie - ein beachtlicher Erfolg, auch für die Initiatorin, Literatur-Professorin Franziska Schößler. Die Konferenzteilnehmer hätten sich wohl einen abkühlenden Regenguss gewünscht - die Macher des abendlichen Spektakels "Stadt in Aufruhr" drückten dagegen die Daumen, dass die angekündigten Gewitter erst nach ihrem theatralen Stadtrundgang über Trier ziehen würden. Bei Redaktionsschluss sah es so aus, als hätte Stadtpatron Petrus den Aufruhr wohlwollend unterstützt. Heute Abend um 18 Uhr steht im Museum Simeonstift ein anderer großer Trierer auf dem thea tralischen Prüfstand: Karl Marx trifft Richard Wagner. Dieter Lintz Wir begleiten das große Trierer Theaterfestival mit einer täglichen Kolumne. Weitere Infos: www.maximierung-mensch.de

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