Mehr als 80 Gäste geht nicht: Wie Paare niemanden enttäuschen

Bei der Hochzeitsfeier möchten viele Paare am liebsten alle Freunde und Verwandte dabei haben. Das Budget zwängt die Gästeliste aber bei den meisten in ein enges Korsett: Mehr als 70 oder 80 Gäste sprengen den Etat in der Regel — das liegt am Raum, aber auch an der Kopfpauschale für Essen und Trinken.

Deshalb kommen Paare nicht umhin, sich zu entscheiden.

Bei der Vorbereitung der Feier sollten sie sich die Stimmung aber nicht von Gewissensbissen zerstören lassen. "Das Paar bestimmt und muss sich auch überhaupt nicht dafür rechtfertigen — es ist sein Fest", erklärte die Etikette-Trainerin Susanne Helbach-Grosser aus Schwäbisch Gmünd in einem Gespräch mit dem dpa-Themendienst. Dennoch gibt es Fettnäpfchen: "Die Hochzeit ist in erster Linie immer noch ein Familienfest. Es geht dabei darum, die beiden Familien zusammenzuführen." Wer also bei der Liste der Familienmitglieder den Rotstift ansetzt, begibt sich auf vermintes Terrain.

"Die Familie wird es sehr übelnehmen, wenn sie nicht eingeladen wird. Das kriegt man später immer wieder aufs Butterbrot geschmiert", sagte die Stil-Expertin. Es muss also gute Gründe dafür geben, einzelne Familienmitglieder nicht einzuladen — zum Beispiel, dass es einen Bruch im gemeinsamen Verhältnis gegeben hat oder dass es untereinander "Zoff" bei der Feier geben könnte, erst recht bei steigendem Alkoholkonsum.

Wenn an der Tafel kein Platz mehr für alle Freunde und Bekannten ist, hält Helbach-Grosser es für zulässig, zu "splitten": Es sei zum Beispiel möglich, manchen Sportkumpel zum Junggesellenabschied einzuladen und zur Feier dann nicht mehr. Eine Regel, dass die Teilnehmer des Junggesellenabschieds auch zur Feier zu laden sind, gebe es nicht. "Und es ist auch möglich, dem ganzen Club beim nächsten Bowling-Abend separat einen auszugeben, wenn die Mannschaft auf der Feier nicht mehr hereinpasst."

Das Argument, dass der eine oder die andere auf der Feier ja ohnehin niemanden kennt und sich daher nicht amüsieren werde, lässt die Fachfrau für Etikette nicht gelten: "Oft müssen sich ja auch viele Mitglieder der beiden Familienzweige erst kennenlernen."

Problematisch sei es, die Gäste in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu teilen — und die zweite Garde erst dann einzuladen, wenn aus der ersten Riege Absagen kommen und Plätze frei werden. "Wer das machen will — das muss man dann bei der zweiten Runde ganz offen sagen, am besten in einem persönlichen Gespräch." Und eine zweite Runde Einladungskarten sei stillos — ein solches Vorgehen werde ohnehin ans Licht kommen. Im schlimmsten Fall reden die Gäste dann bei der Hochzeitsfeier darüber.

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