Mehr als nur Swing

Samba-Rhythmen, afrikanische Trommeln, Gitarrenrock und HipHop - auch das ist Roger Cicero. Der Swing-Meister hat am Sonntagabend rund 1600 Zuschauer in der Arena Trier in seinen Bann gezogen.

Trier. Deutscher Swing - ein Genre, das eigentlich keines ist. Und doch ist diese Musik, die ihre Wurzeln in den USA der 1920er hat, in den vergangenen Jahren germanisiert worden. Alte Zeiten musikalisch wieder aufleben zu lassen, hat im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts offenbar den Nerv der Zeit getroffen. Ob Annett Louisan, Ina Müller oder Barbara Schöneberger - sie alle versuchen sich im Bereich der Chansons oder des Swings. Und hinter ihnen steht ein Mann: Songtexter Frank Ramond. Auch für Roger Cicero, den Inbegriff dieses neuen deutschen Swing, schreibt Frank Ramond Texte.

Auch wenn diese Vertreter des deutschen Jazz nur selten im Radio zu hören sind und nur mehr oder minder häufig über die Fernsehbildschirme flimmern, so sind ihre Tourneen dennoch erfolgreich. Und so wundert es nicht, dass Roger Cicero am Sonntagabend bereits zum dritten Mal in Trier gastierte - auf seiner dritten Tournee, mit seinem dritten Album im Gepäck. Der 39-Jährige hat sich seit seinem Debüt-Album "Männersachen" 2007 extrem weiterentwickelt. Zwar trägt er immer noch Hut und singt ironisch-amüsant über die Beziehung zwischen Männern und Frauen, ist heute aber mutiger - nicht nur musikalisch.

Bei dem vom Trierischen Volksfreund präsentierten Konzert am Sonntag in der Arena Trier bewies Cicero mit seiner Bigband vor rund 1600 Zuschauern, dass er mehr als nur gut aussehen und süffisant lächeln kann. Gute zweieinhalb Stunden spielten die 13 Musiker unter der Leitung von Lutz Krajenski. Doch im Gegensatz zu den ersten beiden Tourneen überrascht Cicero nun auch mit Samba-Rhythmen, afrikanisch-angehauchten Trommel-Soli des neuen Percussionisten Robbie Smith und rockigen Gitarren-Soli des zweiten Neuzugangs Ulrich Rode. Sogar HipHop swingt bei Cicero: Anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Fanta Vier beteiligte sich Cicero an der Jubiläums-Platte mit einer Interpretation seines Lieblings-Fanta-Songs "Geboren". HipHop im Jazzgewand - ein spannendes Experiment. Neu ist auch, dass Cicero sich in jeder Stadt eine Duettpartnerin sucht. In Trier hatte die 16-jährige Luxemburgerin Caroline Schiltz das Glück, den Refrain von "Seine Ruhe" mit Cicero singen zu dürfen. Zudem überrascht er am Klavier oder bei der Unplugged-Version von "Fachmann in Sachen Anna" an der Gitarre.

Was den Erfolg Roger Ciceros ausmacht, ist aber vor allem die Show: ein großes Bühnenbild mit schwenkbaren Scheinwerfer-Balken, eine LED-Leinwand, auf der Bilder passend zu den Liedern gezeigt werden, sowie aufwendige Lichteffekte. Kombiniert mit einem Roger Cicero, der nicht nur so oft wie möglich improvisiert (der eine oder andere Texthänger fällt da nicht weiter auf), sondern auch das Publikum miteinbezieht. Er reagiert auf Zwischenrufe, sucht das Gespräch mit den Fans und lässt es sich nicht nehmen, durch den Zuschauerraum zu laufen und einige Damen direkt anzusingen. Und genau dadurch wird ein Konzertbesuch zu einem Konzerterlebnis.

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