Meilensteine eines Urgesteins

Trier/Luxemburg · Bestimmt jeder Deutsche kennt diese eine Komposition von Jazzmusiker Klaus Doldinger: die Tatortmelodie ging vor über 40 Jahren auf sein Konto. Heute wird der Musiker mit dem fetzigen Sound 80 Jahre alt. Zum Geburtstag gibt’s ’ne Tour. Und eine neue CD hat er auch rausgebracht.

Trier/Luxemburg. Es ist schon eine Weile her, dass der Luxemburger Jazzspezialist Armando Bausch das Geburtstagskind nach seiner "genauen musikalischen Vorstellung" fragte. "Es geht eigentlich darum", so lautete die Antwort, "zunächst selbst mal Spaß zu haben und dem Publikum Freude zu machen. Und was macht mir Spaß? Letzten Endes eine rhythmische Musik (...), in der das Melodische stark vertreten ist." Es sei ihm eine Herzenssache, sich mit einfachem, expressivem Spiel auszudrücken: "Meine Vorbilder sind nach wie vor die Musiker, die so gespielt haben - von Lester Young bis Miles Davis."
Genau das expressive Spiel kultiviert er immer noch - knapp 65 Jahre nach seinem Debüt mit der Düsseldorfer Dixielandband "The Feetwarmers". Am 12. Mai wird sich nun das achtzigste Jahr im Musikerleben des Saxophonisten Klaus Doldinger vollenden.
Komponist der Tatort-Melodie


Jazzmusiker erfreuen sich gemeinhin einer kleinen, aber feinen Fangemeinde. Man kann das auch negativ ausdrücken: Den ganz großen Erfolg - und den Zuspruch der Massen - erleben nur wenige. Klaus Doldinger gehört zu diesen wenigen. Hier sei die kühne These gewagt: Jede(r) Deutsche kennt zumindest eine Komposition des Künstlers.
Sie erklingt an vielen Sonntagen und mehrmals in der Woche, und das nun schon seit 1970: Gemeint ist die Titelmusik zum ARD-Dauerbrenner "Tatort". Wenn man bedenkt, dass die Urmelodie, zwischenzeitlich wurde sie ein wenig aufgepeppt, vor fast 50 Jahren entstanden ist, muss man vor den Fernsehredakteuren im Nachhinein noch den Hut ziehen, weil sie sich ein so für damalige Fernsehabendverhältnisse rockiges, mit rhythmischem Drive vorwärtsstrebendes, geradezu schockierend anderes Thema in der eher biederen Sonntagsabendumgebung getraut haben.
Dieser Sound ist natürlich auch sein Markenzeichen als Jazzmusiker. Nach wie vor beherrscht er den zwischen rhythmisch federndem und volltönendem, fetzigem Rock-Jazz swingenden Klang, mit dem er auch jenseits der Jazzszene zahlreiche Bewunderer gefunden hat. Außerdem gilt er dank seiner zahlreichen Welttourneen als bekanntester deutscher Botschafter des Jazz, mit dem sich auch das Goethe-Institut hin und wieder geschmückt hat: Es schickte Doldinger auf alle Kontinente, von wo er sich reichlich Anregungen für die eigene Musik mitgebracht hat. Eines der nach wie vor schönsten Ergebnisse dieser Weltreisen ist das 1965 entstandene Album "Doldinger in Süd-Amerika". Mit dabei sind der Gitarrist Attila Zoller, der Keyboarder Ingfried Hoffmann sowie Peter Trunk und Cees See am Bass beziehungsweise am Schlagzeug. Das "Jornal do Brasil" jubelte seinerzeit, das Quartett "ergründe neue Horizonte, die sich dem Jazz eröffnen," und beweise, dass diese Musik "universell ist und keine Grenzen kennt".
"On the road" ist seit den sechziger Jahren Doldingers zweiter Wohnsitz. Da ist es nur folgerichtig, dass er seinen Geburtstag auch dort feiert: auf seiner "Jubilee Tour" mit der Formation, die zu den wichtigsten und einflussreichsten deutschen Jazzensembles zählt: "Passport". 1971 gegründet, gehört der Reisepass damit zu den langlebigsten im Jazz - und klingt frisch wie am ersten Tag, auch auf diesem mittlerweile 38. Album, das schlicht "Doldinger" heißt.
Neue CD, selber Stil


Seinem Stil bleibt er selbstredend auf der neuen CD treu. Ungewöhnlich daran ist, dass auch "Passport"-ferne Musiker wie der Pianist und Comedian Helge Schneider und der schwedische Posaunist Nils Landgren zu hören sind, die dem Altmeister hier ihre Reverenz erweisen.
Auch Ausflüge in jazzgeschwängerte Popgefilde unternimmt Doldinger als Begleiter von DSDS-Gewinner Max Mutzke oder Sasha. Richtig nostalgisch wird es beim letzten Titel, wenn Udo Lindenberg, der 1971 als Schlagzeuger bei "Passport" dabei war, seinen 2008 kreierten Song "Der Greis ist heiß" zu Gehör bringt und sich am Schluss mit "Keine Panik, happy birthday, dein Trommler" verabschiedet.
Am Tag seines 80. tritt Doldinger in Düsseldorf auf - und am 13. Mai gleich noch einmal. Ein Double-Feature bietet er dann nur noch in Trier: am 2. und 3. Juni mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt Trier im Rahmen der "Weltmusik"-Reihe.

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