Singen Meine liebe Frau Gesangsverein!

Trier · Perfekte Premiere für das Projekt „Just Sing – sing’ einfach“ von Julia Reidenbach: Volles Haus in der Tufa, begeisterte Sänger – und am Ende klingt ein Song von Journey aus 340 Kehlen so richtig eindrucksvoll.  

 Immer wieder singt Julia Reidenbach den Teilnehmern von „Just Sing“ vor, wie die einzelnen Passagen des Journey-Songs „Don’t Stop Believin’“ klingen sollen.

Immer wieder singt Julia Reidenbach den Teilnehmern von „Just Sing“ vor, wie die einzelnen Passagen des Journey-Songs „Don’t Stop Believin’“ klingen sollen.

Foto: Christina Bents

Damit hatte niemand gerechnet. Julia Reidenbach nicht, die das Projekt „Just Sing“ ins Leben gerufen hat, Teneka Beckers nicht, die Leiterin der Tufa, die aber schon einmal vorausschauend den großen anstelle des kleinen Saals für die Veranstaltung bereitgestellt hatte, Kulturdezernent Thomas Schmitt nicht – und viele der Besucher wohl auch nicht: Gleich bei der Premiere des neuen Projekts „Just Sing – Sing einfach“ war die Tufa mit 340 singfreudigen Frauen und Männern gefüllt. Es mussten sogar etwa 50 (!) wieder nach Hause geschickt werden, weil der Saal voll war. Gekommen waren einige, die früher schon einmal im Chor gesungen haben und sich hier, in einer großen Gruppe, noch einmal dem Gesang annähern wollen. Andere, die gerne singen, aber sich nicht an einen festen Chor binden wollen. Oder Menschen, die einfach Lust aufs Singen hatten.

Als Julia Reidenbach auf die Bühne kam und diese Masse auf sich wirken ließ, meinte sie nur: „Das ist unglaublich, ich fang gleich an zu heulen“. Das tat sie dann doch nicht, sondern begann gleich mit dem Singen. Christoph Haupers an der Gitarre und Stefan Schoch am Schlagwerk unterstützen sie dabei, denn ganz einfach war das Stück „Don´t stop believin’“ nicht. Sowohl rhythmisch als auch vom Tonumfang her war es für Menschen, die noch nie in einem Chor gesungen haben, durchaus anspruchsvoll. Aber sie hatten Julia Reidenbach. Ohne musikalische Fachausdrücke und mit ihrer mitreißenden Art hatte kaum einer Berührungsängste mit dem Gesang. Immer wieder gelang es ihr, zu motivieren und gleichzeitig anzumerken, was man noch besser machen kann. Dabei bezog sie ihre eigene Situation – einen Chor mit 340 Sängern leitet man auch nicht jeden Abend – mit ein, indem sie erklärte: „Ich habe das Dirigieren in den Ferien gelernt, und es ist schön, dass ihr mir so folgt.“

Zum Einsingen gab es für die Acht- bis 80-Jährigen einen Kanon, dann wurden die Stimmen eingeteilt. Die hohen Stimmen in die Mitte, die ganz tiefen nach rechts und die mittleren nach links. Begrifflichkeiten wie Sopran, Alt und Tenor oder Noten brauchten weder Sänger noch Chorleiterin. Nur der Liedtext wurde ausgeteilt. Julia Reidenbach spornte ihren Chor immer wieder an: „Traut euch, an der Stelle muss es echt abgehen, ihr seid super.“ Sie verhedderte sich aber nicht in Lobhudeleien, sondern hörte genau hin und gab klare Anweisungen, damit alle wussten, was sie verbessern können. „Es wäre wichtig, wenn ihr diese Stelle noch mehr betont, ich sing euch das noch mal vor. Es kommt auf die Phrasierung an, die Stelle muss echt abgehen, trefft den Ton gleich, nicht reinsliden. Interpretiert ruhig mehr mit dem Körper“, brachte Julia Reidenbach es auf den Punkt. Und die 320 Sängerinnen und etwa 20 Sänger setzten um, was sie sagte.

Als nach über einer Stunde alle drei Stimmen ihre Parts abwechselnd geprobt haben, wurde das Stück von Journey zum ersten Mal mit allen ganz durchgesungen. Tosender Applaus der Sänger folgte, auf den Julia Reidenbach mit einem Augenzwinkern reagierte und meinte: „Ich hab da noch einiges gehört.“ Bei den weiteren Durchgängen wurde der Gesang immer gelöster und besser. Der positiv mitreißenden Stimmung, in einer Masse von über 300 Sängern konnte sich kaum einer entziehen, und Teneka Beckers meinte zum Abschluss überwältigt: „Am Wochenende ist Sommerfest, da könnt ihr gleich auftreten.“ Doch das geht aus terminlichen Gründen nicht. Den Besuchern hat es ebenfalls sehr gut gefallen. Christine Faber aus Trier meint: „Ich dachte, wir singen hier alle zusammen bekannte Lieder, ich wusste gar nicht, dass wir uns über den Abend ein Stück erarbeiten. Aber es war super, ich hätte nicht gedacht, dass es gelingen kann, dass es so gut klingt.“ Gerührt fasste Julia Reidenbach zusammen: „Es war echt der Kracher. Ich gehe heute Abend gerührt ins Bett. Erzählt es weiter!“

 Rappelvoll war es in der Tufa bei der Premiere.

Rappelvoll war es in der Tufa bei der Premiere.

Foto: Christina Bents

Die nächsten Termine: 16. September, 14. Oktober, 18. November und 9. Dezember, jeweils um 20 Uhr. Karten: im Vorverkauf bei Ticket regional und unter der TV-Hotline 0651/7199-996 und ggf. an der Abendkasse für 6 Euro.

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