Meine Wohnung, das Atelier

In der Europäischen Kunstakademie sind derzeit die Ergebnisse eines besonderen Kunstprojekts zu sehen: Unter dem Titel "100 Bilder für Trier" zeigt der Künstler Wolfgang Nestler, wie unzählige Trierer Wohnungen zum Bestandteil eines riesigen Ateliers wurden.

 Sind zufrieden mit dem Ergebnis des Kunstprojekts „100 Bilder für Trier“: Der Künstler Wolfgang Nestler, Kunsthistoriker Stephan Brakensiek und die Leiterin der Europäischen Kunstakademie, Gabriele Lohberg (von links). TV-Foto: Kim-Björn Becker

Sind zufrieden mit dem Ergebnis des Kunstprojekts „100 Bilder für Trier“: Der Künstler Wolfgang Nestler, Kunsthistoriker Stephan Brakensiek und die Leiterin der Europäischen Kunstakademie, Gabriele Lohberg (von links). TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. Die Kunst kam zu den Menschen, nun kehrte sie zurück: Ende November nutzten Kunstinteressierte aus Trier und Umgebung die Gelegenheit, an einem einzigartigen Kunstprojekt teilzuhaben. Knapp zwei Monate lang konnten sie sich Werke aus den Sammlungen der Europäischen Kunstakademie (EKA), der Hochschule der Bildenden Künste Saar und der grafischen Sammlung der Universität Trier ausleihen. Einzige Bedingung: Ein Foto des entliehenen Bildes soll in seiner temporären neuen Heimat gemacht und später ausgestellt werden. Von den rund 150 von Privatpersonen sowie Schulen und öffentlichen Einrichtungen ausgeliehenen Werken präsentierte der federführende Künstler Wolfgang Nestler zusammen mit Gabriele Lohberg, Leiterin der EKA, und Stephan Brakensiek, Kustos der grafischen Sammlung an der Uni Trier, nun rund 120 Fotografien in der Ausstellungshalle der Europäischen Kunstakademie. Sie zeigen die entliehenen Werke in den Wohnungen ihrer Ausleiher - mal prominent platziert an einer leeren Wand, mal beiläufig angelehnt, mal allein im Raum und mal inmitten von Kinderspielzeug.

"Die Wohnungen werden damit zum Teil der Ausstellung", sagt Nestler und zeigt sich zufrieden über die Resonanz und das Kunstinteresse in Trier. "Wir konnten aber nicht alle Fotografien in der Ausstellung berücksichtigen", sagt der Künstler, "manche Motive waren einander zu ähnlich und der Platz zum Aufhängen der Bilder in der Kunstakademie ist ja auch begrenzt."

Im Rahmen der Vernissage wurden auch die weiteren Schritte des Kunstprojekts skizziert: Das Trierer Stadtmuseum wolle zwischen 40 und 60 Fotografien für ihren Bestand erwerben, kündigte Nestler an, diese dürften dann auch alsbald im Museum zu sehen sein. Noch bis zum 14. März hängen die Originale sowie die Fotografien nun in der Ausstellungshalle der EKA - dann startet mit der Finissage unter dem Titel "Bilder von der Leine" ein neues Kapitel: Denn dann werden auch diejenigen Werke vorgestellt, die derzeit im Rahmen des Kunstunterrichts an einigen Schulen in Trier entstehen. An der Verleihaktion hatten sich seinerzeit auch rund zehn Schulen beteiligt, darunter das Humboldt- und das Angela-Merici-Gymnasium sowie die Berufsbildende Schule für Wirtschaft. "Darüber freuen wir uns ganz besonders, denn so erreichen wir auch einen weiteren Kreis von Kunstinteressierten", resümiert der Kunsthistoriker Stephan Brakensiek von der Universität Trier. Er hatte mit Studenten die Koordination des Kunstprojekts übernommen.

Darüber hinaus wird bis zur Finissage auch ein dokumentarischer Kunst-Film zu sehen sein, den Holger Koch erstellt hat: "Der Film zeigt Szenen bei 13 Stationen, als die Bilder in den Wohnungen fotografiert wurden, und mischt diese mit Zeitraffer-Aufnahmen aus der Trierer Innenstadt und Bildern von der Verleihaktion. Im Hintergrund sind Geräusche zu hören, die wir in der Stadt aufgenommen haben."

Die Ausstellung "Heilige Hallen - 100 Bilder für Trier" ist noch bis zur Finissage am 14. März, 11.30 Uhr, in der EKA zu sehen.

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