Meinung

Die Entscheidung, das Regen-Risiko einzugehen und im Amphitheater zu spielen, war richtig. Nicht nur, weil kein Mensch verstanden hätte, wenn er um 21 Uhr bei strahlendem Sonnenschein in der Arena hätte Platz nehmen müssen.

Sondern vor allem deshalb, weil das Publikum zumindest eineinhalb Stunden lang bei exzellenten Sicht- und Klangbedingungen miterleben konnte, welche Möglichkeiten das neue Raum-Konzept der Festspiele bietet. Nicht ein Bruchteil davon hätte sich in der Arena realisieren lassen. Was bei der früheren, kleineren Bühnenlösung noch möglich war - die Inszenierung halbwegs sinnvoll in die Halle zu übertragen - geht so nicht mehr. Die Frage ist, ob man für den Notfall nicht gleich eine konzertante Aufführung vorsieht.Das Problem ist nur, dass das Publikum weder kommt, um ein Konzert in der Mehrzweckhalle zu sehen, noch, um einen kulturellen Coitus interruptus im Freien zu erleben. Da nützt es auch wenig, wenn sich die Ehrengäste im Festzelt nachher wechselseitig versichern, wie toll es trotzdem war und dass man "dankbar sei, dabei gewesen sein zu dürfen", wie der Kulturdezernent unter Beifall bekundete. Der normale 60-Euro-Eintrittskarten-Zahler, der keinen Ersatz für das Entgangene bekommt, ist womöglich mit ganz anderen Gefühlen nach Hause gefahren. Und er wird sich, selbst wenn er bis dahin begeistert war, überlegen, ob er nochmal wiederkommt.Wenn man ihn bei der Stange halten will, muss die Wahrscheinlichkeit, dass eine Vorstellung abgebrochen oder verlagert wird, dramatisch verringert werden. Die Samson-Premiere hat den Weg gezeigt, wie das möglich wäre. Mit einem überdachten Orchester hätte der Abend problemlos über die Bühne gehen können. Richtig geregnet hat es eigentlich nur in der Pause, und das Publikum nahm es sehr gelassen. Die Musiker hatten dagegen am Ende angesichts ihres triefnassen Podestes wohl keine andere Wahl mehr als abzubrechen.Richtig oder gar nicht - diese Devise hat OB Klaus Jensen für die Antikenfestspiele ausgegeben. Richtig hieße unter anderem: Fürs nächste Jahr das Orchester-Dach ernsthaft einplanen. Kaum vorstellbar, dass der geniale Raumgestalter Valentiny dafür keine Lösung anzubieten hätte. Man muss nur endlich darüber reden, wie es geht und ob man es bezahlen kann. Und zwar sehr, sehr bald. Sonst lautet die Alternative für die Festspiele am Ende: gar nicht. -pf./bru d.lintz@volksfreund.deRichtig oder gar nicht

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