Meinungen: War Scherl ein Nazi-Künstler?

Ja, sagt Thomas Schnitzler, promovierter Historiker, Buchautor und Experte für die jüngere Geschichte der Region. Nein, sagt die freie Kunst-Journalistin und ehrenamtliche Kuratorin der geplanten Scherl-Ausstellung, Eva-Maria Reuther.

Thomas Schnitzler bezieht sich dabei nicht nur auf die nachweisliche Mitgliedschaft Scherls in der NSDAP, der er 1938 beitrat. Scherl habe sich mit "Endsieg-Auftragsarbeiten" an Kriegsausstellungen beteiligt. Die NS-Kulturkammer Moselland habe ihn als Preisträger ausgezeichnet. Scherl-Werken aus dieser Zeit sei die Annäherung an den Nazi-Kunstbegriff anzusehen. Er sei ein "überaus angepasster Künstler" gewesen, der "die Künstlerschaft im Sinne der NS-Ideologie in seinen Werken voll und ganz umsetzte".

Für Eva-Maria Reuther rechtfertige die Tatsache von Scherls Parteimitgliedschaft nicht seine Qualifizierung als "Nazi-Künstler". Scherl habe möglicherweise damals "Auftragsarbeiten für den Broterwerb" angenommen, aber mit seinen Werken nie die Nazi-Ideologie gefördert. Zeitungsartikel aus dem Jahr 1938 über ein Engagement Scherls als Scharführer bei der Hitlerjugend hält sie für "unzuverlässige Quellen". Zudem verweist sie auf das gute persönliche Verhältnis zwischen Meistermann und Scherl.

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