Melancholie und Lebensfreude

Schweich · Alexander und Daniel Gurfinkel, zwei junge Klarinettisten aus Israel, haben zusammen mit Pianist Michael Zartsekel in der ehemaligen Synagoge Schweich ein virtuoses Kammerkonzert gegeben. Die Zwillingsbrüder interpretierten Werke aus der Romantik, Melodien aus Anatavka und jüdische Musik mit Anmut, Witz und Temperament.

Melancholie und Lebensfreude
Foto: Anke Emmerling (ae) ("TV-Upload Emmerling"

Schweich. Es ist schon eine Besonderheit, wenn sich die zwei Solisten eines Kammermusikensembles bis aufs Haar gleichen. Noch bemerkenswerter ist, wenn sie dann auch noch das gleiche Instrument auf identisch herausragendem Niveau spielen. Schon deshalb dürfte sich der Schweicher Auftritt von Alexander und Daniel Gurfinkel im Rahmen der Villa-Musica-Reihe "Musik in Burgen und Schlössern" den Zuhörern eingebrannt haben.
Von Russland zum Broadway


Auch die Programmauswahl ist nicht alltäglich. Da stehen romantische Kompositionen Carl Maria von Webers, Michail Glinkas oder Camille Saint-Saëns neben mit jüdischer Tradition verwobenen Werken von Sergej Prokofjew, Jerry Bock und Michael Dulitsky.
Das Spiel des Gurfinkel-Duos mit seinem Begleiter Michael Zartsekel am Flügel macht deutlich, dass das keineswegs sehr verschiedene Welten sind, sondern dass sie sehr viel verbindet. Alle Stücke, vom Grand Duo concertant, das Carl Maria von Weber (1786-1826) für das von ihm bewunderte "Clarienettengenie" Heinrich Baermann geschrieben hat, bis zur Chassidischen Rhapsodie, zu der sich Komponist Michael Dulitsky (geb. 1952) vom Können der Gurfinkel-Brüder hat inspirieren lassen, leben von einem hohen Anspruch an Virtuosität.
Erst durch die Perfektion, mit der die Klarinettisten ihre Instrumente führen und ihren Vortrag gestalten, bekommen die Stücke Gehalt, Tiefe, Gefühl und Ausdruck. Auch die oft zu Gassenhauern degradierten Songs aus "Fiddler on the Roof", zu deutsch "Anatevka", des Komponisten Jerry Bock (1928-2010), beispielsweise das bekannte Lied des Milchhändlers Tewje "Wenn ich einmal reich wär", erhalten eine beseelte Dimension.
Musik als Familientradition


Alexander und Daniel Gurfinkel arbeiten heraus, wie dicht sowohl in den vom jüdischen Klezmer bestimmten Werken wie auch den romantischen Klassikern Melancholie und Lebensfreude, Pathos und Sensibilität nebeneinanderliegen.
Immer wieder heben sie das tänzerische Element hervor, das sich ebenfalls wie ein roter Faden durchzieht. Dabei tanzen sie, während ihre Klarinetten anmutige Dialoge führen, selbst über die Bühne. Die beiden 23-jährigen Zwillinge agieren mit Witz und der Souveränität derer, die den Umgang mit Musik in die Wiege gelegt bekommen haben. Schon ihr Großvater war Klarinettist, ihr Vater zählt als Soloklarinettist im Israel Symphony Orchestra und der Israeli Opera zu den führenden Klarinettisten Israels.
Dass seine beiden Söhne ebenfalls das Zeug für eine große Karriere haben, hat ihr Konzert in Schweich und das begeisterte Zuhörerecho darauf eindrucksvoll bewiesen.

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