Melodien einer Landschaft

TRIER. Den Hauch von Ewigkeit in der Landschaft sucht die junge Malerin Anja Gan-ster seit Jahren. Festgehalten hat sie ihre Wahrnehmungen in ihren "Malerischen Reiseprotokollen".

Ein Teil dieser kleinen Formate, Arbeiten aus Frankreich und Italien, sind derzeit in der Galerie Junge Kunst in Trier zu sehen. Dazu kommen zwei In- terieurs, zwei großformatige Bilder von Innenräumen. Übrigens: Ganster malt ihre Landschaftsbilder nicht immer vor der Natur. Wie schon weiland die Impressionisten hat sie die Fotografie und als modernes Medium auch das Video-Still als visuelle Gedächtnisstütze entdeckt. Die 1968 in Mainz geborene Künstlerin gehört ganz gewiss zu den interessanten Malerinnen hierzulande. Ausgesprochen reizvoll ist ihr Umgang mit Licht und Farbe. Freilich: Einmal mehr wird in Trier deutlich, dass die Kleinformate die große Stärke der Malerin sind. Drei dieser winzigen Arbeiten dürfen sogar ohne Übertreibung als Kleinodien bezeichnet werden. Die winzigen Ansichten australischer Dünen und Lagunenlandschaften sind mehr als Landschaftsausschnitte. Es sind kleine komplexe Kosmen, in denen Anja Gansters Pinsel stimmungsvoll verdichtet, was die Malerin an Farbtönen, Lichteinfall, Linien und Schwingungen im Bild der Landschaft auffasst. Weit über die Wahrnehmung eines Augenblicks gehen solche Bilder hinaus. Es ist die Melodie einer Landschaft, ihre Grundtonart, die in den kleinen Quadraten zum Klingen kommt. Anja Gansters Augenlust will Ewigkeit. "Ich fixiere nicht den Moment, sondern den erlebten Zeitraum", erklärt die Künstlerin ihre malerische Absicht. Dennoch bleiben ihre landschaftlichen Bildzeiträume im Schweben gleichsam als Bindeglied zwischen dem vergänglichen Augenblick und dem Wunsch nach dauerhafter fassbarer Wirklichkeit. Solche Sehnsucht wird auch in den beiden neuen großformatigen Bildern namens "Römerstraße" sichtbar. Doch der Eindruck der Großformate ist wenig nachhaltig. Die düsteren, halbgeschlossenen Vorhänge mit ebensolchen Fenstern und opulenter Dekoration sind zu sehr Melodram. Keine Frage: Mit Anja Gansters Malerei ist es wie mit den Lichtstrahlen. Sie sind am stärksten, wo sie auf kleiner Fläche gebündelt werden. Bis 3. Oktober, fr. 17 bis 19 Uhr, sa. u. so. 14bis 16 Uhr u. nach Vereinbarung, Tel.: 0651/9763840.no/joa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort