mensch ...

Es ist schon ein hartes Leben, diese abgehärmte Existenz, die ein Fußballtrainer führt. Überall Fallen und Feinde, vor allem diese bösen Medien, die nur darauf sinnen, Keile in das sensible Geflecht zwischen Mannschaft, Verein und Übungsleiter zu treiben.

"Am Arsch geleckt", haben Sie allen Ihren Widersachern da mal kurz zugerufen. "Das Fass ist voll."´ Immerhin ein Fortschritt: Bei Ihrem Kollegen Trappatoni war damals noch die Flasche leer, als der ausrastete und zur großen Wutrede anhob. Mit den Wutreden ist das ja so eine Sache. Das kann ganz unterschiedlich ausgehen. Als seinerzeit Rudi Völler dem Waldi Hartmann verbal das Weizenbier über die Hose kippte, erklomm er einen Wert auf der Beliebtheitsskala, wie er ihn als Torjäger nie kannte. Traps deutsch-italienischer Sprechdurchfall verschaffte ihm ewigen Kultstatus. Als Grummelbart Kurt Beck hingegen dieser Tage einen nervenden Störer beim Fernsehinterview abbürstete, wurde er von der vereinten Presselandschaft flugs zum polternden Proll degradiert. Was die einen als authentisch und unverfälscht loben, ist den anderen schlicht schlechtes Benehmen. Mal sehen, wohin bei Ihnen die Würfel fallen. Immerhin hat ein SWR-Jugendsender bereits einen begehrten Labbadia-Rap mit dem Goetz-Zitat als Refrain produziert. Abgesehen davon: Ein bisschen was müssen Sie schon aushalten angesichts des Schmerzensgelds, das Sie jeden Monat einstreichen. Auf 1,5 Millionen Euro wird Ihr Jahreseinkommen geschätzt - nicht schlecht für den Trainer eines potenziellen Absteigers. Dafür muss ein alter Opa wie Peer Steinbrück schon sechs Jahre lang blöde Vorträge für langweilige Banken zusammenstricken. Aber der ist ja auch nur Politiker. Also, mein Vorschlag in Ihren eigenen, goldenen Worten: Man sollte die Sache nicht zu sehr hochsterilisieren. Gewinnt der VfB Stuttgart die nächsten drei Spiele, sind Sie eh der Größte und jeder rühmt Ihre psychologische Finesse, die bisherigen Großkritiker vornweg. Hagelt es drei Niederlagen, werden Sie bei vollen Bezügen freigestellt. Da gibt\'s doch schlimmere Perspektiven. Dieter Lintz