Mensch... Alfred Biolek!

Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen. Diese Binsenweisheit trifft recht gut auf Ihre jüngsten Äußerungen zu. Sie würden gar nicht mehr in die Glotze gucken, weil das Fernsehen zu langweilig und zu unkommunikativ geworden sei, ließen Sie mitteilen.

Das ist verständlich. Wer nach intellektueller Erleuchtung sucht, wird sie schwerlich in den nachmittäglichen Talkshows finden. Wer so was sucht, muss nun mal lange aufbleiben und in die kleinen, feinen Nischen-Sender wie Arte oder Phoenix schalten.

Aber, mit Verlaub, Herr Biolek, war denn früher wirklich alles besser?

In den 70er Jahren gab es zum Beispiel die Sendung "Am laufenden Band" mit dem beliebten Moderator Rudi Carrell.

In dieser Sendung mussten die Showgäste sich Gegenstände, vom Staubsauger bis zur Saftpresse, merken, die auf einem laufenden Band vorbeifuhren. Anschließend mussten sie die Dinge aufsagen, an die sie sich erinnern konnten. Diese Gegenstände waren dann der Preis, den sie mit nach Hause nehmen durften. Eigentlich eine große Konsum-Show, bei der besagte Staubsauger, Saftpressen und andere "Dinge, die man haben muss," trefflich in Szene gesetzt wurden. Bei aller Nostalgie darf man daher doch fragen, ob das wirklich unterhaltsamer war als das, was heute geboten wird?

Es ist auch kein Geheimnis, wer der Produzent dieser Sendung war: Sie! Erst in den 80er und 90er Jahren stand dann Ihr Name für anspruchsvollere Unterhaltung mit Sendungen wie "Bios Bahnhof" oder "Boulevard Bio". Deshalb müssten Sie es eigentlich besser wissen. Schließlich hat doch jede Zeit die Unterhaltungssendungen, die sie verdient. Gönnen Sie Ihren jungen Kolleginnen und Kollegen beim Fernsehen doch ein paar Zuschauer.

Hans-Peter Linz

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