Mensch... Bahn-Chef Rüdiger Grube!

Also wenn es zwei Leute gibt, mit denen ich dieser Tage nicht tauschen möchte, dann ist das zum einen diese komische Schwester von den Jacob-Sisters und zum anderen sind das Sie. Wobei ich nicht weiß, wer schlimmer dran ist: Frau Jacob muss im Dschungelcamp so tun, als fände sie Maden und Kakerlaken gut.

Und Sie müssen bei jeder Pressekonferenz so tun, als fänden Sie die Deutsche Bahn gut. Beides lässt sich nur schwer mit persönlicher Glaubwürdigkeit verbinden.

Sie haben's aber auch echt nicht leicht. Ihr Vorgänger, der sympathische Herr Mehdorn, hat alle Reserven aufgelöst, den Verkehr in der Fläche abgemeiert, den Service auf null gefahren und das Personal demontiert. Und das alles, um Kosten zu senken, die Braut DB für den Aktienmarkt schick zu machen und dem Bund eine ordentliche Dividende zu überweisen.

Seit 16 Jahren haben das alle Regierungen mehr oder minder erfreut so mitgetragen - egal, ob schwarz-gelb, rot-grün oder Große Koalition. Ich wüsste jedenfalls nicht, dass mal jemand gesagt hätte: Danke, wir verzichten, steckt das Geld lieber in ein paar manierliche Loks.

Und nun haben wir den Salat. Im Sommer ist es der Bahn zu heiß, im Winter zu kalt. Wenn viele Leute unterwegs sind, gibt es garantiert zu wenig Waggons. In Sachen Verspätung ist nur eines gewiss: Dass der Zugbegleiter keine Auskunft geben kann. Abseits der großen Strecken verrotten die Bahnhöfe. So leid es mir tut: Wenn ich Sie so begeistert über Stuttgart 21 reden höre, tritt bei mir stets das Dreckloch vors geistige Auge, das einst Bahnhof Karthaus hieß.

Ja, ja, ich weiß, Herr Grube: Sie persönlich können dafür nix. Ich aber auch nicht, wenn in Koblenz wieder mal der Anschlusszug abgefahren ist. Und über irgendjemand muss ich mich doch aufregen dürfen.

Sie können's ja weitergeben. An die Politiker beispielsweise, die die Bahn schon immer privatisieren wollten, aber jetzt an der Spitze des Protestes gegen die einfachste Logik privaten Wirtschaftens stehen: Dass unter Marktgesetzen Rentabilität immer vor Gemeinnutz geht.

Egal, Herr Grube, Sie müssen da durch. Es sei denn, Sie fragen bei RTL an, ob die nicht doch ein heimeliges Plätzchen im Dschungelcamp für Sie anbieten können - quasi als Fluchtort. Dieter Lintz

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