Mensch... Frank-Walter Steinmeier!

Ich bin ja ein bisschen enttäuscht von Ihnen. Vier Millionen Arbeitsplätze zu versprechen, wenn wir uns alle ordentlich ranhalten und Sie zum Kanzler wählen, das ist ja ganz nett. Aber etwas mehr Sensibilität für die vielfältigen Wünsche der Bürger hätt's ja schon noch sein dürfen.

Zum Beispiel: Zwei Urlaubsreisen für jeden pro Jahr. Oder alle Spiele der Bundesliga gratis live im Free-TV. Oder für jede Familie einen neuen Van. Und fünf Prozent jährliche Renten-Erhöhung ab 2020. Immer vorausgesetzt, man wählt Steinmeier.

Was sagen Sie? Das sei doch völlig unrealistisch? Ja, aber seit wann ist das denn ein Argument für Sie? Das hat Sie doch bei Ihrem Deutschland-Plan auch nicht sonderlich interessiert. Gut, ich gebe zu: Wir Journalisten machen es Ihnen auch nicht immer einfach. Da kritisieren wir ständig, die Politiker hätten zu wenig Visionen, und kaum fantasieren Sie mal fröhlich vor sich hin, ist's auch wieder nicht recht. Aber, ganz im Vertrauen: Das liegt vielleicht daran, dass Sie Visionen und Halluzinationen verwechselt haben.

Okay, Sie sind auch wirklich nicht zu beneiden. Bei den Umfragen steht Ihre alte Volkspartei inzwischen prozentetechnisch näher bei der FDP als bei der CDU, und Ihr persönlicher Beliebtheits-Rückstand auf Frau Merkel ist fast so groß wie der von Giulia Siegel auf Steffi Graf.

Aber das ist nicht einmal das Schlimmste. Im letzten Wahlkampf war Frau Merkel so blöd, die von Rot-Grün betriebene Sozialstaats-Schrumpfungs-Politik zu ihrer eigenen Sache zu machen, während ihr Vorgänger Schröder durch die Lande zog als letzte Hoffnung der Witwen, Waisen und sonstigen von Sozialabbau Betroffenen. Das Wahlvolk bemerkte die Farce nicht und bescherte Schröder in letzter Minute zehn Extra-Prozent.

Nur: Das kann diesmal nicht klappen, weil Frau Merkel alle denkbaren Sozialstaats-Rettungs-Positionen längst besetzt hat. Ich fürchte, Sie werden als roter Hase durch die Gegend hetzen, aber überall, wo Sie hinkommen, sitzt schon ein Igel aus der Uckermark im lila Jäckchen und ruft: "Ick bün all dor".

Dieter Lintz

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