Jedenfalls sieht es bei den Nahaufnahmen so aus, als sei hinter Ihrer Dämonen-Maske auf der Bühne nicht mehr allzu viel Leben.

"Too old to Rock'n Roll, too young to die", sangen einst Ihre hellsichtigen Kollegen von Jethro Tull. Zu alt für Rock'n Roll, aber zum Sterben noch zu jung. Bei Ihnen bin ich mir allerdings nur bei der ersten Hälfte des Mottos so richtig sicher.

Wenn Sie heutzutage bei Ihren Shows wie früher Blut spucken und die Zunge herausstrecken, weiß man nicht genau, ob man die Kamera holen soll oder den Notarzt. So ist es wohl, wenn man in der Garderobe statt von Groupies erst einmal vom Gerontologen durchgecheckt wird.

Nun gibt es ja auch Rock-Stars, die in Ehren alt werden. Die irgendwann den Affenzirkus überwinden und einfach nur noch Musik machen. Aber ein potenzieller Rentenempfänger auf Plateausohlen im Leder- oder Latex-Anzug mit Metall-Schulterstücken, der wilde Grimassen schneidet: Das streift denn doch hart die Peinlichkeit. Auch wenn ich es persönlich ganz beruhigend finde, dass man selbst das schrägste Outfit heutzutage in XXXXL zu kaufen bekommt. Aber hautenge Stoffe wirken doch recht unvorteilhaft, wenn sich die Falten schon von innen durchdrücken.

Immerhin: Humor haben Sie. Als der jugendliche SWR-Moderator im Interview fragte, ob Sie sich noch an den "Rock am Ring"-Auftritt 1997 erinnern, teilten Sie schlagfertig mit, Sie würden sich auch noch an den von 1897 erinnern. So lange ist es gefühlt auch her, dass man noch Instrumente auf der Bühne zertrümmerte - nur bei Ihnen nicht. Aber immerhin haben Sie sich weiterentwickelt: Die einst zu Protestzwecken kleingehackten Gitarren werden heute sorgfältig eingesammelt und hinterher für gutes Geld verscherbelt. So passen Sie doch noch ganz gut ins 21. Jahrhundert.

Dieter Lintz